Konkurrenz am Arbeitsplatz - Das Leid vom Neid

Die Kollegin/der Kollege wird im Team wesentlich mehr respektiert, ist viel beliebter, darf regelmäßig auf Dienstreisen gehen, bekommt stets die eine oder andere Fort- und Weiterbildung zugestanden, erhält immer ausgezeichnetes Feedback, ist sozialer Mittelpunkt des gesamten Teams, ist DIE Vertrauensperson, bei der man sein Herz ausschütten kann, zieht immer wieder die guten und spannenden Projekte an Land, hamstert wesentlich häufiger das Lob ein etc. etc.


Die Frage, die sich uns quälend aufdrängt ist, was hat die Kollegin/der Kollege, was ich nicht aufweisen kann oder zu bieten habe?

NEID - ein Gefühl, so alt wie die Menschheit selbst. Ein Gefühl, das jede und jeder kennt. Ein Gefühl, das auch im Berufsalltag allgegenwärtig ist. Die meisten von uns haben in ihrem Leben wohl die Erfahrung gemacht, dass diese vorwiegend  „verborgene“ Emotion sie auch gelegentlich heimsucht, oder haben aber auch selbst eine neidische Reaktion Anderer erfahren.

Neid als Indiz für Erfolg? Neid als die höchste Form der Anerkennung? Neid als Tugend? Eigentlich ist der spontane "Neidimpuls" ein Bestandteil der menschlichen Natur. Wenn man sich mit Neid im Allgemeinen auseinandersetzen will, kann die Differenzierung in drei unterschiedliche Neidformen helfen:

Destruktiver Neid
Der destruktive Neid ist ein aggressives Gefühl, das sich hauptsächlich durch Missgunst auszeichnet. Hier zählt das Motto: „Ich will das, was der andere hat und wenn ich es nicht haben kann, mache ich es kaputt.“ Im Berufsleben kann sich dieses Gefühl beispielsweise darin äußern, dass Sie sich nicht nur über die Beförderung der Kollegin/des Kollegen ärgern, sondern hinter ihrem/seinem Rücken sogar beginnen, zu intrigieren. Destruktive Emotionen bzw. Handlungen, wie Hass, Schadenfreude, Sabotage, üble Nachrede, Denunziation gedeihen hier und sind in letzter Instanz für die Beneidete/den Beneideten, aber nicht nur für sie/ihn gefährlich, sondern eventuell auch für das gesamte Team in hohem Maße psychisch und physisch belastend. Destruktiver Neid wird häufig verschwiegen oder geleugnet, da dieser ein Eingeständnis der Unterlegenheit gegenüber der beneideten Person bedeuten würde.

Depressiver Neid
Diese Form des Neids ist lähmend und besonders schädlich für das eigene Selbstwertgefühl. Hier sind die Betroffenen von dem Gedanken besessen, nicht im Stande zu sein, das zu erreichen, was der andere hat oder kann. Die vermeintliche Unerreichbarkeit des Zieles entmutigt die Betroffenen komplett. Diese Menschen sind innerlich tief getroffen und erleben sich als totunglücklich. Der „klare Blick“ ist ihnen verloren gegangen und eine Perspektivenerweiterung scheint schier unmöglich. Erfolge der anderen werden quasi durch ein Vergrößerungsglas betrachtet und stark überbewertet. Der „krankhafte Vergleich“ mit den Mitmenschen und die daraus resultierende Abwertung der eigenen Person bestimmen das eigene Leben. Negative Vergleichsprozesse stehen nahezu an der Tagesordnung und so lähmt depressiver Neid die Betroffenen wieder an Aktivität und positivem Denken zu gewinnen.

Positiver Neid
Hierbei handelt es sich um die „bewundernde“ Form des Neids. Im Vordergrund steht zwar auch ein unerfülltes Bedürfnis, wie bspw. sich zu wünschen, genauso so eloquent, taff und souverän vor den KundInnen oder KollegInnen aufzutreten, wie die beneidete Kollegin/der beneidete Kollege. Diese Art des Neids kann jedoch Ehrgeiz wecken und als Ansporn dienen, selbst besser zu werden. Positiver Neid treibt uns zu Veränderungen und zu Wachstum unserer Persönlichkeit an. Im Prinzip will man sein Gegenüber nicht zerstören, sondern sich selbst neu „erschaffen“. Hier setzt man sich mit Fragen wie „Warum fühle ich mich übergangen oder benachteiligt?“, „Wie sieht mein Selbstmarketing aus?“, „Habe ich mich schlecht verkauft?“ etc., konstruktiv auseinander.

Neid zeigt sowohl positive als auch negative Aspekte und ist jedenfalls immer ein Indikator dafür, dass man mit irgendetwas an sich selbst unzufrieden ist und dies durch den Vergleich mit anderen subjektiv erkennbar wird.

Empfehlungen im Umgang mit Neid

Neid hat einen sehr schlechten Ruf. Auch schämt man sich oftmals sehr dafür, wenn Gefühle, wie Neid, Missgunst und Eifersucht einen überwältigen. Aber es gibt einige hilfreiche Punkte, die Sie im Umgang mit diesen Emotionen und Gefühlen beherzigen können.

- Neid, kann als Anlass genommen werden, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen konstruktiv auseinanderzusetzen und das eigene Potential zu erkennen. Wer um seine eigenen Fähigkeiten und Vorzüge gut Bescheid weiß, ist weit weniger anfälliger für Neid. Stellen Sie sich etwa die Fragen: „Was kann ich im Team besonders gut?“ oder „Wofür werde ich besonders geschätzt?“

- Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl und fragen Sie sich, was Sie haben, was andere nicht haben, wofür Sie in Ihrem Leben dankbar oder zufrieden sein können und worauf Sie stolz sind.
- Gestehen Sie sich ein, wenn Sie neidisch sind und versuchen Sie nicht Ihren Neid zu verdrängen und gehen Sie offensiv damit um.

- Probieren Sie eine Neubewertung durchzuführen und Ihre Neidgefühle positiv auszudrücken. Versuchen Sie den Neid als Herausforderung anzunehmen.

- Unterziehen Sie Ihre Gefühle einer Kontrolle, denn nicht jedes Gefühl entspricht immer der Wahrheit. So basieren beispielsweise Konflikte häufig auf Missverständnissen.

- Fragen Sie sich, was hat die/der Andere getan, um erfolgreich zu sein und was müssten Sie tun, um dieses Ergebnis ebenfalls zu erreichen? Fragen Sie sich aber auch unmittelbar, ob Sie überhaupt bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen. Wie hoch ist der Preis für das Ersehnte - vielleicht möchten Sie z.B. gar nicht jeden Tag bis 20.00 Uhr für dieses Ziel arbeiten.

- Verabschieden Sie sich vom Druck „Karriere machen zu müssen“. Sie müssen nicht jeden Karriereschritt unmittelbar und sofort gehen. Fragen Sie sich, ob Sie das wirklich wollen und ob Ihnen z.B. die neuen Aufgaben Spaß machen und sich diese mit Ihrem Privatleben überhaupt vereinbaren lassen etc.

- Vermeiden Sie in jedem Fall Missgunst. Es ist in Ordnung sich etwas zu wünschen, was jemand Anderer besitzt. Hüten Sie sich allerdings vor dem aggressiven Wunsch, das Glück einer anderen Person zerstören zu wollen. Es ist fraglich, ob Sie das Unglück der/des Beneideten glücklicher machen kann.


Das Auslösen von destruktivem Neid am Arbeitsplatz kann nicht nur für den Beneideten, sondern auch für den Neider sowie das ganze Team mit weitreichenden negativen Folgen verbunden sein. Nicht nur das jemand buchstäblich „krank vor Neid werden kann“, können Neidgefühle der Grund für Ärger und Konflikte, aber auch die Ursache für böse Gerüchte und Intrigen sein. Im schlimmsten Fall sind Mobbing, teambelastende Lagerbildungen, ja sogar gruppenzerstörerische Prozesse die Konsequenzen. Nicht zwangsläufig muss es objektive und leicht erkennbare Gründe dafür geben, warum jemand neidisch ist - möglicherweise fühlt sich eine Mitarbeiterin/ein Mitarbeiter ganz zu unrecht im Nachteil. Daraus resultierende Konflikte sind deshalb oft schwer zu lösen, da sich das Problem dahinter versteckt und somit weder für die unmittelbar noch für die mittelbar Beteiligten klar erkennbar ist. Speziell Vorgesetzte sind hier besonders gefordert, bei Konflikten im Team quasi „hinter die Kulissen zu schauen“.


´mcb unterstützt Sie hier in unterschiedlicher Hinsicht: Sei es, dass Sie beabsichtigen, die sozialen Prozesse innerhalb Ihres Teams genauer analysieren zu wollen oder Sie sich selbst mitunter als „Opfer“ von Neidern fühlen oder gar „ungesunde“ Tendenzen des destruktiven oder depressiven Neids an sich selbst erkennen. >>Feedback<<

 

 

Literatur:
Lelord, F.; André, C. (2008): Die Macht der Emotionen und wie sie unseren Alltag bestimmen
Laham, S.M. (2013): Der Sinn der Sünde. Die 7 Todsünden und warum sie gut für uns sind.
Ferran, I. V. (2008): Über den Neid, eine phänomenologische Untersuchung, Berlin
http://www.karriere.at
http://karrierebibel.de
http://www.sueddeutsche.de/karriere/konkurrenz-am-arbeitsplatz-krank-vor-neid-1.208849

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