Die innere Mannschaft entdecken

Immer dann, wenn ein Mensch vor einer schwerwiegenden Entscheidung steht, hält er mehr oder weniger bewusst eine innere Teamsitzung ab. Sehr häufig werden bereits getroffene Entscheidungen durch das Stimmengewirr im Inneren wieder erneut in Frage gestellt und führen zur Verunsicherung. Je nach Situation fühlen wir uns dann hin und her gerissen, suchen nach perfekten Lösungen und wissen nicht, wie wir uns entscheiden sollen.

Friedemann Schulz von Thun (Psychologieprofessor und Kommunikationstrainer) entwickelte Ende der neunziger Jahre das Modell des Inneren Teams. Das Modell, zuerst angedacht für die Arbeit mit Führungskräften, sollte als Metapher (Sinnbild) dienen, um genau diese inneren Prozesse verständlicher zu machen.
Er spricht dabei von der inneren Pluralität, was bedeutet, dass wenn wir in uns hineinhören, sich zumeist nicht nur eine Stimme in uns zu Wort meldet, sondern jede/ jeder hat für gewöhnlich mehrere „Seelen“ in ihrer/ seiner Brust. Diese inneren Stimmen können sowohl Freud´ als auch Leid bedeuten, da sie sich in unterschiedlichsten Facetten - von einer Quelle großen Ideenreichtums bis hin zur inneren Zerrissenheit - zeigen können. „Jedenfalls ist es, laut Schulz von Thun (2012), normal und keine Störung, kein Hinweis auf Schizophrenie oder multiple Persönlichkeit.“

Diese innere Mannschaft von der Schulz von Thun spricht, sollte gut aufgestellt sein, damit wir die Herausforderungen des Alltags möglichst gut bewältigen können. Leider ist dies sehr häufig nicht der Fall, und wir sind weit davon entfernt, in unserem Inneren „ein Herz und eine Seele“ zu sein.
Die persönliche Auseinandersetzung mit der inneren Mannschaft ermöglicht ein besseres Kennenlernen der eigenen, im Inneren, ablaufenden Prozesse. Wodurch es leichter gelingen kann ein inneres Team zu formen, welches miteinander statt gegeneinander arbeitet.

Auf dem Weg zu einer funktionierenden inneren Mannschaft benötigt es, genau wie bspw. bei einer Fußballmannschaft im wirklichen Leben, einen Trainer, der die Führungsverantwortung übernimmt. Im Inneren wird dieser Trainer als „innerer Beobachter“ bezeichnet.
Typische Führungsaufgaben des Trainers/ des inneren Beobachters sind: Konfliktmanagement, Personalauswahl, Teambesprechungen, Integration einzelner Teammitglieder, u. v. m.. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Teammitglieder so agieren, wie sich der Trainer das vorstellt und gleichzeitig soll verhindert werden, dass die Teammitglieder ihr eigenes Spiel spielen. Das „eigene Spiel“ in unserem Inneren zeigt sich als automatisiertes Handlungsmuster, wie z. B. Angriff oder Flucht bei Konflikten, ungesunde Lebensführung, trotzigen Reaktionen etc..

Genau wie im wirklichen Leben unterscheiden sich die Teammitglieder auf unterschiedlichste Art und Weise. So gibt es in unserem Inneren erwachsene Anteile, die eher vernünftig oder vorausschauend denken und handeln und kindliche, die eher verspielt, aber auch verängstigt oder sehr sensibel sind. In ihrer Gesamtheit spiegeln sie die Lebenserfahrung eines Menschen wider, darunter die eigenen Werte und die der Gesellschaft, Meinungen der Herkunftsfamilie, Freunde und Lebenspartner, denen man sich zugehörig fühlt, etc..

Bei einem wichtigen Spiel wird der Trainer versuchen eine möglichst gute Mannschaft aufzustellen, um dieses Spiel zu gewinnen. Er wird sich alle Argumente, warum wer spielen sollte, anhören und danach seine Entscheidung treffen. Genau dasselbe findet bei schwerwiegenden Entscheidung in unserem Innern statt. Hier hat der innere Beobachter die Aufgabe alle inneren Teammitglieder zu identifizieren, die für die Klärung dieser bestimmten Frage zentral sind. Alle werden angehört, was sie zu sagen habe, um danach die passende Entscheidung zu fällen. Wird der Versuch unternommen, unerwünschte innere Teammitglieder (Gefühle oder Gedanken) einfach zu verdrängen, führt dies dazu, dass dieses Teammitglied aus dem „Untergrund“ heraus wirkt und uns in unserem Vorankommen behindert.
Der große Unterschied zu einem Team in der Außenwelt besteht darin, dass sich die inneren Anteile nicht einfach auswechseln oder gar entfernen lassen. So wie die Mitglieder der Familie zum System „Familie“ gehören, genauso gehören alle inneren Anteile – auch die schwierigen – zu einem selbst. Es ist wichtig, zu lernen mit diesen umzugehen, ja sogar diese zu einem gelungen Team zusammenzuführen.

Wenn wir Ihr Interesse an einem solchen internalen Teambildungsprozess geweckt haben, können Sie gerne einen persönlichen Termin bei ´mcb vereinbaren. >>Feedback<<


Weiterführende Literatur:
• T. Holmes. (2012). Reisen in die Innenwelt. Der Selbsterfahrungs-Guide in Bildern. Verlagsgruppe: Random House
• U. Nuber. (2013). Das innere Team: Finden Sie heraus, was in Ihnen los ist. In Psychologie Heute, Heft 11, S. 20 – 25. Beltz Verlag
• F. Schulz von Thun. (2012). Das innere Team in Aktion. Praktische Arbeit mit dem Modell. Rowohlt Taschenbuch Verlag
• F. Schulz von Thun. (1998). Miteinander reden. (Band 3). Das innere Team und situationsgerechte Kommunikation. Rowohlt Taschenbuch Verlag
• R. C. Schwartz. (2004). Systemische Therapie mit der inneren Familie. Klett-Cotta: Stuttgart
• http://www.barbara-schuetze.at/pdf/selbstfuehrung.pdf
• http://www.inneres-team.de

• Bild: https://www.google.at/search?q=inneres+team&biw=1680&bih=932&source=lnms
&tbm=isch&sa=X&ei=p4UnVbWrPMPTUdn_gKAD&sqi=2&ved=0CAYQ_AUoAQ#imgrc
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