"Kennen Sie DIE Anleitung zum Glücklichsein?"

Das Streben nach Zufriedenheit und Glück ist kein Phänomen der Gegenwart, es ist so alt wie die Menschheit selbst. Glücksforscher beschäftigen sich schon seit Jahren mit der Frage, welche Faktoren ausschlaggebend für ein glückliches Leben sind und Glücksratgeber gehören heutzutage zu den Bestsellern unter den Sachbüchern. Ihre Auswahl ist riesengroß. Literatur, die sich mit der Suche nach einem besseren und ausgefüllteren Leben beschäftigt, ist auf der ganzen Welt und in sämtlichen Sprachen verbreitet. Bei einer Tatsache sind sich jedoch alle Forscher einig: Menschen, die glücklich sind, strahlen diese positive Energie auch aus, und sie wirken anziehend auf ihre Umwelt.    


Doch was unterscheidet diese Menschen von anderen und gibt es möglicherweise ein Drehbuch für ein glückliches und erfülltes Leben?


Liegt das Glück im Superlativ?
Die materielle Grundversorgung spielt eine Rolle für das persönliche Wohlbefinden. Allerdings sind wir uns in diesem Punkt wahrscheinlich einig und Hollywood macht es uns vor – ein Leben in Superlativen kann nicht der einzige Weg zu einem glücklichen Leben sein. Denn sonst müssten die meisten Menschen, die reicher, schöner oder erfolgreicher als die Durchschnittsfrau / der Durchschnittsmann sind, im Glück schwelgen und Drogenmissbrauch oder Alkoholexzesse wären zumindest dort nicht weit verbreitet. Doch leider sind unsere Sättigungsgrenzen sehr schnell erreicht und wir brauchen mehr von denselben Dingen, wir müssen die Dosis ständig erhöhen, um glücklich zu bleiben. Dies bestätigen zahlreiche Studien: sie belegen, dass Reichtum oder Status als Glücksbringer ebenso überschätzt werden wie Spaß und Vergnügen.

Darüber hinaus ist der Grat zwischen Genuss und Sucht manchmal auch sehr schmal. Und das Glück, mit Freunden Spaß zu haben und dabei ein gutes Glas Wein zu trinken, bekommt dann einen schalen Beigeschmack, wenn wir versuchen, negative Gefühle und Probleme zu unterdrücken und deshalb den Alkoholkonsum erhöhen, um Glücksmomente künstlich erzeugen zu können. Es steht dann nicht mehr der Moment der Verbundenheit im Vordergrund, sondern das Ziel auf „Knopfdruck“ Spaß und Glück zu empfinden. Ähnlich verhält es sich auch mit Freizeitaktivitäten. Der Wunsch nach mehr Abenteuer, Aktivität und die Suche nach dem „gewissen Kick“ treiben viele Menschen dazu, auch fernab von beruflichen Verpflichtungen gestresst von einer Freizeitaktivität zur nächsten zu eilen. Glück und Zufriedenheit scheinen dabei oftmals auf der Strecke zu bleiben und die ersehnten Glücksgefühle stellen sich vielfach nicht ein.

Laut Glücksforschern brauchen wir zwischen sehr aktiven Phasen jene Phasen, in denen wir bewusst nichts tun, den Moment genießen und uns über die erlebten Abenteuer freuen. Vielleicht sind all jene Menschen, die besonders zufrieden erscheinen einfach nur konsequent dabei, ihr Leben in aktive und passive, sprich genussvolle Ruhephasen einzuteilen?

Ist das Glück reine Glücks-Sache?
Paul Watzlawick hat mit seiner „Anleitung zum Unglücklich-Sein“ ein Gegenstück zu der gängigen Ratgeberliteratur verfasst. Mit ironischen Geschichten und witzigen Anekdoten erinnert uns der berühmte Wissenschaftler in seinem Bestseller an weit verbreitete Methoden, wie wir uns oftmals selbst sehr erfindungsreich im Weg stehen auf der Suche nach dem Glück. Als plakatives Beispiel für einen zeitraubenden und unsinnigen Lösungsversuch erzählt Paul Watzlawick die Begebenheit von einem Mann, der unter einer Straßenlaterne seinen Schlüssel sucht. Ein Polizist hilft ihm dabei, bezweifelt allerdings nach einiger Zeit, dass der Schlüssel an dieser Stelle liegt. Er fragt ihn, ob er denn sicher sei, den Schlüssel an besagter Stelle verloren zu haben. Der Mann antwortet: "Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster zum Suchen." Was Watzlawick so witzig beschrieben hat, haben wir wahrscheinlich alle schon einmal erlebt. Auf der Suche nach dem Glück haben wir uns auf eine bestimmte Lösung konzentriert und dabei viele andere Möglichkeiten außer Acht gelassen. In diesem Moment schien es für uns die richtige Option zu sein, weil uns die Suche auf unbekanntem Terrain zu unsicher oder mühsam erschien. So oder ähnlich verhält es sich oft in vielen Bereichen unseres Lebens, wir verbringen die Suche nach dem Glück lieber auf bekannten Plätzen als das Abenteuer zu wagen, dorthin zu gehen, wo es auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint.

Möglicherweise liegt das Glück nicht immer dort, wo wir es auf den ersten Blick vermuten. Und Menschen, die außerordentlich glücklich sind, erweisen sich unter Umständen einfach nur als  besonders aufgeschlossen und hartnäckig bei der Suche nach ganz unterschiedlichen Glücks- und Lösungsstrategien.

Ist das Glück Charaktersache?
Der Psychologe Martin Seligman betont immer wieder die Wichtigkeit, eigene Stärken und Tugenden zu fördern. Er ist davon überzeugt, dass Charakter und Charakterentwicklung maßgeblich Einfluss auf unser Lebensglück nehmen – je besser einzelne Charakterstärken entwickelt werden können, desto erfüllter und glücklicher fühlen wir uns. Dabei sieht er in der Mischung aus Dankbarkeit, Enthusiasmus, Hoffnung/Optimismus, Bindung und Neugier einen erfolgsversprechenden Cocktail für Lebensglück. Für ihn bedeutet dies natürlich dann in nächster Konsequenz, dass wir „Glücklichsein“ trainieren und ausbauen können, indem wir uns auf all jene Dinge in unserem Leben konzentrieren, bei denen wir die o.a. Stärken einsetzen, erleben und ausbauen können. Ob dies ein gelungenes Familienleben, beruflicher Erfolg, soziales Engagement oder ein verlässlicher Freundeskreis sind, liegt in unserem Ermessen, denn wir entscheiden selbst, welche Aspekte unser Leben besonders sinnvoll und glücklich machen. Letztendlich beeinflussen unsere Sicht der Dinge, unsere Konsequenz mit der wir sozialen Bindungen pflegen, unsere Bereitschaft trotz Krisen, die Hoffnung nicht aufzugeben, unser Lebensglück.

Durch eine gelungene Portion Neugierde für die Möglichkeiten, die das Leben zu bieten hat, erhält unser Alltag wohl noch eine zusätzliche „Glücksnote“.  Also sind Wohlbefinden und Lebensglück auch die Konsequenz aus unseren persönlichen Einstellungen, Stärken und Charaktermerkmalen.

 

Liebe LeserInnen, natürlich wollen wir den Humor auch nicht außer Acht lassen. Denn er hilft uns vielleicht dabei, unglückliche Entscheidungen, Misserfolge und Krisen schneller zu überwinden. Wer Humor hat, kann über sich und unvermeidliche Fehler lachen. Sie lassen uns zutiefst menschlich erscheinen. Außerdem wäre es doch gelacht, wenn wir dem Unglück nicht immer wieder die Stirn bieten können, oder? >>Feedback<<


Ihr ´ mcb Team

 

Literatur:
Watzlawick, Paul (2009): Anleitung zum Unglücklichsein
Seligman, Martin (2003): Der Glücksfaktor: warum Optimisten länger leben
Studien über Charakterforschung und Glück: VIA Institute on Character [www.viastrengths.org]

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