Schimpfwörter: Dampf ablassen ohne persönliche Beleidigung

Es gibt einfach Momente, wo wir auf das eine oder andere Schimpfwort zurückgreifen – sei es, wenn das Essen im Topf anbrennt, der Autoschlüssel wieder nicht auffindbar ist oder ein Glas zu Boden fällt. Dem geduldigsten Menschen kann in solch‘ einer Situationen der „Kragen“ platzen. Schimpfwörter sind eine legitime Art, um aufgestauten Druck abzulassen und Gefühle von Wut und/oder Ärger zu äußern.

Dabei gilt jedoch zu beachten, dass das „Dampf ablassen“ zu keiner Abwertung einer anderen, womöglich unschuldigen bzw. nicht-beteiligten, Person führt. Darüber hinaus ist entscheidend, welche Ausdrücke verwendet werden.

Wenn sich im familiären Alltag Kinder oder Enkelkinder befinden, stellt die Vorbildfunktion der Erwachsenen eine besonders zu beachtende Komponente im Umgang mit Schimpfwörtern dar. Denn welche Umgangsformen ein Kind wählt, hat bekanntlich mit seiner Kinderstube zu tun. Deshalb gilt es für Erwachsene zu bedenken, dass sich die Folgen der Erziehung sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag zeigen.

Unangepasste Verhaltensformen können als störend wahrgenommen werden, wodurch das berufliche Weiterkommen eingeschränkt sein kann.
Jede Familie muss für sich klären, welche Ausdrücke erlaubt und welche verboten sind. Wichtig ist, zwischen allgemeinen und persönlichen Schimpfwörtern zu unterscheiden. Die vereinbarte Schimpfwortregelung muss von allen Mitgliedern beachtet werden. Beispielsweise kann es erlaubt sein, dass „blöder Penn-Tag!“ als allgemeines Schimpfwort erlaubt, jedoch „du blöde Ziege“ als persönliches Schimpfwort verboten wird.

Alltagsbeobachtungen zeigen, dass viele Eltern überfordert sind, wenn Kinder die ersten Schimpfwörter benutzen. Häufig beginnt dies mit Eintritt in den Kindergarten und setzt sich in der Schule fort. Wie können Erwachsene vorgehen, wenn die Verwendung von Schimpfwörtern gegen Familienmitglieder und/oder FreundInnen überhandnimmt?

Klare Grenzen und deutliche Verbote können hilfreich sein, um den Gebrauch von Schimpfwörtern einzugrenzen. Dabei sollte dem Kind immer wieder verständlich mitgeteilt werden, dass zwischen dem allgemeinen Ausdruck von Ärger (weil es etwa seine Hausaufgabe nicht korrekt erledigt hat) und der Beschimpfung, die sich gegen eine Person richtet, ein großer Unterschied besteht. Persönliche Beleidigungen sollten Sie niemals dulden, sondern konsequent bei jedem Gebrauch einschreiten. 

Um den Gebrauch von Schimpfwörtern im Rahmen zu halten, können Sie folgende Spiele mit „verbotenen“ Schimpfwörtern ausprobieren:


Alle verbotenen Wörter werden aufgeschrieben und kommen in eine verschließbare Dose, oder werden zerrissen und in der Toilette hinuntergespült. Kinder lieben es auch, die auf Papier geschriebenen Wörter, selbstverständlich unter elterlicher Aufsicht, zu verbrennen.

Für die Verwendung eines verbotenen Wortes wird eine Wiedergutmachung fällig, zum Beispiel den Esstisch alleine abräumen.

Ein bereits bekanntes Schimpfwort wird in großen Druckbuchstaben auf ein Blatt Papier geschrieben. Anschließend werden die Buchstaben einzeln ausgeschnitten und zu neuen, positiven Wörtern zusammengesetzt. Diese Wörter werden Wohlfühlwörter genannt. Der humorvolle Umgang mit Schimpfwörtern ist ein spielerischer Weg, gute und schlechte Ausdrücke zu unterscheiden. Das Spiel kann auch als Wettbewerb gestaltet werden.

Dabei erhält jede/r MitspielerIn die gesamten Buchstaben des Schimpfwortes (mehrfach aufschreiben und ausschneiden) und versucht, so viele Wohlfühlwörter wie möglich daraus zu bilden. Beispielsweise kann aus dem Wort: „HOSENSCHEISSER“ das Wort „ROSEN“ gebildet werden.


Des Weiteren können folgende fünf Schritte hilfreich sein, um auf Schimpfwörter sinnvoll zu reagieren:


Nachfragen
Ihrem Kind fällt das Eis zu Boden, wütend beschimpft es Sie mit „du blöde Kuh“. Bleiben Sie ruhig und sachlich. Sagen Sie Ihrem Kind: „Das ist sehr schade für dich, dass dir das Eis zu Boden gefallen ist; sag mir, warum beschimpfst du mich?“. Fragen Sie nach, damit Ihr Kind selbst erkennt, dass diese Reaktion keine Lösung darstellt. Reagieren Sie konsequent, indem Sie ihm kein neues Eis kaufen.

Erklären lassen
Ihr Kind kommt aus der Schule und hat ein neues Schimpfwort gelernt. Es probiert seine Wirkung gleich beim Mittagessen aus, weil es beispielsweise nicht früher als die anderen Personen aufstehen darf und betitelt Sie daher als „du blöde Pissnelke!“ Gehen Sie nicht auf die Beleidigung ein, sondern wechseln Sie zu einer anderen Ebene, indem Sie sich die Bedeutung des Wortes erklären lassen:  „Was bedeutet denn das Wort für dich?“

Folgen verdeutlichen
Die tägliche Fernsehzeit ist erreicht, trotzdem will ihr Kind weiter fernsehen. Es schimpft Sie wütend: „Ich hasse dich, du blöde Zicke!“ Halten Sie inne und schauen Sie Ihrem Kind ernst in die Augen, wenn Sie folgende Frage stellen: „Kannst du dir vorstellen, dass mich diese Bemerkung sehr verletzt?“

Regel formulieren
Ihr Kind streitet sich mit seinem jüngeren Bruder oder seiner jüngeren Schwester und schimpft: „Du dummes Blödgesicht!“ Schreiten Sie konsequent ein und machen Sie Ihrem Kind klar: „Dieses Wort möchte ich nicht mehr hören, denn hier ist niemand blöd!“

Konsequent sein
Ihr Kind will nicht aufhören zu streiten und ruft erst recht: „Blödgesicht, Blödgesicht, Blödgesicht.“ Brechen Sie den Kontakt kurz ab und schicken Sie Ihr Kind in sein Zimmer mit der Anmerkung: „Solange du das Wort weiter benutzt, bleibst du in deinem Zimmer.“
Ist das Ausmaß der verwendeten emotionalen Ausdrücke auffällig hoch, sollten Sie das Thema beim nächsten Elternabend oder bei einem persönlichen Gespräch mit dem/der KlassenlehrerIn ansprechen.


In fast allen Familien tritt dieses Problem sporadisch auf. Falls Sie gerade in der Situation sind, dass eines Ihrer Kinder von Ihnen verschiedenste Schimpfwörter in den familiären Alltag integriert, können Sie sich gerne individuelle Unterstützung zum Umgang mit Schimpfwörtern bei ´mcb holen. >>Feedback<<


Literatur:
http://www.elternwissen.com/erziehung-entwicklung/erziehung-tipps/art/tipp/auf-beleidigungen-und-schimpfworte-reagieren.html.
Lehmann-Schaufelberger (2014): Richtig reagieren bei Störungen im Schulalltag: Konkrete Maßnahmen - erprobte Handlungsmuster (1. bis 6. Klasse) Broschiert – 1. August 2014.

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