Mit kleinen Schritten zu großen Veränderungen

Es könnte sein, dass Sie derzeit zwar Ihren Traumjob ausüben, aber für sich sehr wenig Zeit finden, um persönlichen Wünschen und Bedürfnisse nachzugehen. Vielleicht würden Sie lieber mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren, ein Musikinstrument erlernen, interessante Bücher lesen, langersehnte Reisen machen oder sich regelmäßiger mit Freunden verabreden. Die Wunschliste ist bestimmt sehr lang und manchmal fragen Sie sich vielleicht, wie Sie sich bei der Vorstellung fühlen würden, in fünf Jahren exakt so zu leben wie heute.

Wahrscheinlich wird es einige Dinge geben, die Sie gerne ändern würden, und vielleicht haben Sie auch schon mehrmals versucht, eine bestimmte Verhaltensweise zu verändern? Oftmals klappt dies jedoch nur für kurze Zeit, und ehe wir uns versehen, finden wir uns im alten, gewohnten Alltagstrott wieder. Robert Maurer, Professor der medizinischen Fakultät der University of California, vertritt die Ansicht, dass zwar viele Menschen Veränderungswünsche äußern, jedoch Angst davor haben, tatsächlich eine Veränderung herbeizuführen. Wir wünschen uns beispielsweise einen neuen Job, doch unbewusst spüren wir eine Blockade der Angst, etwas anders machen zu müssen als bisher. Dieses Problem sieht er in unserem Mittelhirn verankert. Laut seinem Forschungsergebnis handelt es sich dabei um eine logische Reaktion, die das Überleben unserer Urahnen sicherte. Sobald Gefahr drohte, schlug das Mittelhirn Alarm, schaltete das Denken aus und versetzte den Körper in einen Kampf- oder Fluchtmodus. Ähnlich verhält sich unser Mittelhirn, wenn wir versuchen, von unserer gewohnten Routine abzuweichen.

Diesem Phänomen kann laut Prof. Maurer mit einer sehr wirkungsvollen, japanischen Strategie namens KAIZEN abgeholfen werden. Die Methode unterstützt uns dabei, unsere unbewussten Blockaden zu überwinden. Sie besagt, dass eine nachhaltige Veränderung zum Besseren nur durch kleine Veränderungsschritte erreicht werden kann und nicht dadurch, alle gewohnten Verhaltensweisen auf einmal umzuwerfen. Mit dieser Denkweise sollen unsere unbewussten Ängste umgangen werden, während wir alte Gewohnheiten ablegen und neue Vorhaben verwirklichen können.

Zu Beginn ist es wichtig, leicht erreichbare „Mini-Ziele“ zu wählen, denn kleine Verbesserungsschritte lassen sich leichter umsetzen und durchhalten. Diese kleinen Ziele sollten in uns keinen Widerstand wecken, und sie müssen sich ohne große Mühe in den hektischen Alltag integrieren lassen. Wenn Sie etwa ein Musikinstrument erlernen möchten, dann üben Sie am besten täglich ein paar Takte. Sollten Sie eine Arbeit verfassen wollen, dann recherchieren oder schreiben Sie täglich fünf Minuten. Und, wenn Sie gerne gesünder leben wollen, dann betreiben Sie beispielsweise täglich fünf Minuten Sport oder verzichten auf eine Süßigkeit. Kleine Schritte werden bald zur Routine und die Dauer oder Anzahl der Ausführungen kann langsam, Schritt für Schritt, angehoben werden.

Aufgrund unserer Sozialisierung neigen wir sehr oft zu der Einstellung, dass wir hart gegen uns selbst sein müssten, um rasche Ergebnisse erzielen zu können. Wir wählen deshalb sehr oft drastische Methoden, indem wir uns für Intensivkurse entscheiden, strenge Diäten halten oder gleich dreimal pro Woche ins Fitnessstudio gehen. Manchmal führt dieses Verhalten tatsächlich zum Erfolg, aber oftmals fallen wir leider auch sehr rasch wieder in alte Muster zurück.

Laut Maurer ist es sinnvoll, innerlichen Stress zu vermeiden und sich keine strengen Vorschriften aufzuerlegen, in dem Sie sich z. Bsp. fragen: „Wie kann ich mich selbst dazu motivieren, mehr Wasser zu trinken?“ Anstatt sich zu sagen: „Trink genug Wasser!“ Sie könnten sich auch mit der Frage auseinandersetzen, was Sie anders machen sollten, wenn Gesundheit bei Ihnen höchste Priorität hat, anstatt sich zu fragen: „Wie kann ich noch in diesem Jahr schlank werden?“ Das Gehirn liebt kurze, subtile Fragen, durch die keine Kampf- oder Fluchtreaktionen hervorgerufen werden. Dadurch empfinden wir weniger inneren Widerstand, deshalb können diesen simplen Fragen leichter konsequente Taten folgen.

Sollten Sie sich heute niedergeschlagen fühlen, könnten Sie sich in Anlehnung an die KAIZEN-Methode nachfolgende Frage stellen: „Was kann ich jetzt tun, um mich besser zu fühlen?“ Eine mögliche Antwort könnte sein, dass Sie in einem Notizbuch drei Gegebenheiten aufschreiben für die Sie dankbar sind. Diese Notizen nehmen nur ein paar Minuten Zeit in Anspruch und sind vergleichbar mit einer Mini-Intervention, welche sofort umgesetzt werden kann. Wenn Sie diese Mini-Intervention täglich wiederholen, dann schaffen Sie - auf lange Sicht gesehen - eine ausgiebige Aufzeichnung von Gegebenheiten, für die Sie dankbar sind. So rücken Sie Ihren Fokus immer mehr auf jene Dinge im Leben, die gut laufen. Dadurch stabilisieren und beeinflussen Sie ihr Stimmungslage wirkungsvoll.

Gerne begleiten wir Sie bei der Suche und Umsetzung möglicher Mini-Ziele und Mini-Interventionen, die Ihren Alltag positiv bereichern, ohne zusätzlichen Stress zu erzeugen. <<Feedback>>

Ihr ´mcb Team

Weiterführende Literatur:
Maurer, Robert (2016): „Kleine Schritte, die Ihr Leben verändern“. KAIZEN für die persönliche Entwicklung. 4. Auflage. VAK.
Van der Lelij, Otje (2015): Es beginnt mit dem ersten Schritt (und dann kommt der nächste). In: Flow-Magazin. Nummer 14. Südwest Verlag.

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