Von Herzensangelegenheiten und Herzenswünschen

Vielleicht haben auch Sie eine Box oder Schachtel in der Sie schon als Kind oder Teenager alle Dinge, die Ihnen am Herzen gelegen sind, aufbewahrt haben?

Es kann natürlich auch sein, dass Sie diese Wünsche, Gedanken oder Zukunftsvisionen in Ihrem Herzen abgespeichert haben und sich von Zeit zu Zeit daran erinnern. Manchmal müssen wir natürlich auch darüber schmunzeln, wenn wir uns an die Herzensangelegenheiten aus vergangenen Tagen erinnern oder, wenn wir sie uns wieder ins Gedächtnis rufen. Sehr oft haben sie sich im Laufe der Zeit auch sehr stark verändert und erscheinen uns heute im Erwachsenenalter nicht mehr so wichtig und erstrebenswert. Dennoch waren sie offensichtlich einmal so dringlich, dass wir sie entweder aufgeschrieben oder gedanklich abgespeichert haben.

Der Anlass für diesen Newsletter ist ein Gespräch zwischen einer Schülergruppe, das wir neulich zufällig gehört haben. Die Mädchen und Jungen unterhielten sich sehr laut und angeregt über ihre Wünsche und über die Möglichkeiten, die sie für sich in naher Zukunft sehen. Berufswünsche, Gedanken über die Zukunft, Hoffnungen für das kommende Schuljahr und Schwärmereien wurden in dem sehr lebendigen und fröhlichen Gespräch artikuliert. Ein Mädchen sprach mit verklärtem Blick über einen Jungen in der höheren Klasse und über ihren Wunsch, von ihm wahrgenommen zu werden. Während ein Junge sich mit seinen schulischen Leistungen und mit seinen Hoffnungen für das nächste Schuljahr auseinandersetzte. Es schien ihm ein großes Anliegen zu sein, bessere Noten zu schreiben, um die Grundvoraussetzungen für eine bestimmte Ausbildung erfüllen zu können. Und wieder ein anderes Mädchen erzählte sehr emotional von ihrem Wunsch, nach der Matura, ein Jahr im Ausland verbringen zu dürfen. Ihre Eltern haben laut ihren Erzählungen große Bedenken und Befürchtungen was ihren Herzenswunsch anbelangt, die aber aus ihrer Sicht nicht nachvollziehbar sind.

Und genau das ist vielleicht die Essenz aus all den unterschiedlichen Herzenswünschen – die Herausforderung, sie immer nach rationalen Gesichtspunkten zu betrachten und sie mit pragmatischen Überlegungen zu analysieren. Denn, rational betrachtet könnte das oben erwähnte Mädchen ihren Schwarm auch selbst auf sich aufmerksam machen und der Junge noch mehr lernen oder Schülerhilfe in Anspruch nehmen. Natürlich könnte auch das Mädchen, das den dringenden Wunsch verspürt, im Ausland neue Erfahrungen zu sammeln, eine Beratungsstelle mit ihren Eltern aufsuchen bzw. Kontakte mit anderen Jugendlichen knüpfen, die schon positive Erlebnisse im Ausland gesammelt haben und sich bei ihnen Tipps und Ratschläge holen. Aber wollen wir das wirklich immer? Wollen wir unsere Herzenswünsche wirklich in jedem Fall analysieren und rational betrachten? Oder ist das Träumen nicht auch eine Möglichkeit, die wirklich essentiellen Wünsche herauszufiltern und uns alle möglichen Szenarien auszumalen, um die Entscheidung zu treffen, ob wir aktiv an der Umsetzung unserer Herzenswünsche arbeiten wollen oder ob wir den Wunsch noch ein wenig in unseren Gedanken behalten und ihn als Motivator benutzen möchten. Laut ExpertInnen können solche Gedanken oder Wünsche auch als Motor für den Alltag dienen und dabei helfen, Ziele für die Zukunft auszuformulieren und zu planen. Sie unterstützen uns dabei, unsere Energie zu bündeln und zielorientiert zu handeln.

Denn sehr oft sind genau diese Herzenswünsche wichtige Grundlage für die Entscheidung, eine umfassende Ausbildung zu absolvieren, ein Studium abzuschließen, eine berufliche Veränderung herbeizuführen oder sie bilden das Fundament für eine längere Beziehung. Nämlich dann, wenn der Schwarm irgendwann zu einer Partnerin/zu einem Partner wird, weil sich herausstellt, dass beide den Herzenswunsch verspürt haben, sich zu verabreden und näher kennenzulernen. Oder auch dann, wenn Frauen und Männer alles daransetzen, komplexe Ausbildungen abzuschließen, weil es ihr Herzenswunsch ist, in einem herausfordernden und interessanten Berufsfeld zu arbeiten.

Allerdings entpuppen sich Herzenswünsche öfters auch als nicht alltagstaugliche Gedankenexperimente, die nach kurzer Zeit pragmatischen Gesichtspunkten „zum Opfer fallen“, weil sie nicht in unsere Lebensplanung passen oder aus diversen anderen Gründen nicht umsetzbar sind. Und das verbindet wohl alle Menschen in allen Altersgruppen – die Erkenntnis, dass wir manche Herzenswünsche herzlich verabschieden müssen und dennoch von Herzen glücklich werden können.

Oder wie erklären Sie sich die Tatsache, dass auch wir, obwohl als 10jährige Mädchen von Herzen herbeigesehnt und gewünscht, niemals Prinzessin oder Astronautin geworden sind? Und bei der Gelegenheit müssen wir leider auch gestehen, dass wir es bis dato noch nicht zum Mond geschafft haben ;).
Allerdings ist für uns ein anderer großer Herzenswunsch in Erfüllung gegangen – wir dürfen in einem abwechslungsreichen und spannenden Beruf arbeiten, den wir von Herzen schätzen! >>Feeback<<

Ihr ´mcb Team

 


Literatur:
Oettingen, G. (1997). Psychologie des Zukunftsdenkens: Erwartungen und Phantasien. Göttingen: Hogrefe.
Brandstätter, V. & Gollwitzer, P. M. (2005). Motivation und Volition. In A. Schütz (Hrsg.), Psychologie: Eine Einführung in ihre Grundlagen und Anwendungsfelder (3. Aufl.) (S. 201-216). Stuttgart: Kohlhammer.

 

 

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