Von alltagstauglichen Balanceakten

Mit einem Knopfdruck bestellen wir Essen, versenden Textnachrichten, rufen ein Taxi und stellen Kontakte mit Menschen auf der ganzen Welt her. Im Zeitalter der ständigen Erreichbarkeit ist Vieles einfacher und erst möglich geworden, dafür leben wir aber auch in einer Welt, in der wir „pausenlos“ verbunden sind. Es ist großartig, jemanden mit WhatsApp, Facebook oder E-Mail sofort zu erreichen, auch wenn sich die Person in einem anderen Land aufhält.

Aber ist diese Erreichbarkeit auch ein Gradmesser für die ständige Verfügbarkeit und somit ein weiterer Aspekt, den wir berücksichtigen sollten, wenn wir auf unsere innere Balance achtgeben und eine positive Ausgeglichenheit zwischen Beruf und Privatleben herstellen wollen?

Amerikanische WissenschaftlerInnen forschen seit längerer Zeit zu diesem Thema. Sie sind zu der Ansicht gekommen, dass genau diejenigen von uns am besten vor Überforderungen geschützt sind, deren Berufsleben gut mit anderen Aspekten des Lebens harmoniert. Sie denken, dass es wichtig ist, dieses Thema ganzheitlich zu betrachten und sich bewusst zu machen, dass unsere Lebenszeit aus Beruf und aus Privatleben besteht und dass beide Bereiche nicht ganz klar voneinander getrennt werden können.

Sie erklären dies anhand von einigen Beispielen:

Wenn wir darüber nachdenken, wie wir den Kontakt und die Erreichbarkeit mit Hilfe der neuen technischen Hilfsmittel und Medien zu unserem beruflichen und zu unserem privaten Umfeld prinzipiell gestalten werden, sind wir schon dabei, „zwei Fliegen mit einer Klappe“ zu schlagen. Das Ziel ist die bewusste Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, diese wichtigen Bereiche unseres Lebens so „unter einen Hut zu bringen“, dass wir in unserem Berufsalltag ausreichend informiert bzw. unterstützt werden und im Berufs- und Privatleben unsere Kontakte pflegen können. Dabei ist es wichtig, zeitliche Möglichkeiten zu schaffen, wo wir einerseits konzentriert arbeiten und andererseits auch ungestört die Freizeit genießen können.  

Wenn unsere Zeit knapp bemessen ist, sollten wir mehrere Bedürfnisse miteinander verknüpfen, indem wir zum Beispiel unseren Wunsch nach sozialen Kontakten und nach Bewegung miteinander verbinden und gemeinsam mit der Familie, KollegInnen oder FreundInnen wandern, Rad fahren und all die Dinge tun, die uns Freude bereiten. Dieses Vorhaben spart natürlich im Wesentlichen Zeit, ermöglicht uns aber vor allen Dingen, zwei wichtige Bedürfnisse in Einklang miteinander zu bringen. Das gibt uns Energie und stärkt unsere Widerstandsfähigkeit. Darüber hinaus könnten diejenigen von uns, die körperliche Bewegung sehr schätzen und für die innere Ausgewogenheit auch täglich brauchen, so oft wie möglich mit dem Rad oder zu Fuß zu der Arbeit kommen und ohne Lift die Stockwerke „erklimmen“, um auch im Arbeitsalltag, „in Bewegung zu bleiben“.

Ein nächster wesentlicher Punkt, um einen Ausgleich im Sinne einer Balance herzustellen, ist das Konzept der ausbalancierten Verantwortung. Gerade, wenn wir uns in einer verantwortungsvollen beruflichen Position befinden, braucht es im Privatleben unsere aktive Bereitschaft, Verantwortung zu teilen und auch zu delegieren. Die Wissenschaft spricht von „ausbalancierter Verantwortung“, auf die besonders Menschen achten sollten, die große soziale oder formale Verantwortung tragen und die andere von Berufs wegen unterstützen, pflegen oder versorgen. Die moderne Forschung empfiehlt, im Privatleben, tragfähige Beziehungen zu knüpfen, in denen ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen „Geben und Nehmen“, sprich zwischen Verantwortungsübernahme und Verantwortungsabgabe besteht, um einen entlastenden Ausgleich zum Arbeitsalltag zu schaffen.

All diese Beispiele zeigen, dass es vielfältige Methoden gibt, die Alltagsbalance zu finden. Manche von uns brauchen mehr Flexibilität und Freiraum im Alltag, während andere vorgegebene Strukturen, die ihnen der Arbeitsplatz und ein klar abgeteiltes Privatleben bieten, als entlastend empfinden. Trotzdem ist es wichtig und hilfreich, ein gewisses Gleichgewicht in Form einer Alltagsbalance anzustreben, auch was Erreichbarkeit und Verfügbarkeit über Telefon und Mail anbelangt. Ob wir dies mit einer ganzheitlichen Sicht oder mit einer klaren Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben erreichen, bleibt uns selbst überlassen und hängt natürlich auch vom beruflichen Kontext ab. Das Wichtigste ist wohl für uns alle, dass wir unsere Lebenszeit - beruflich und privat -  vorwiegend als Qualitätszeit erleben können, in der wir die für uns wichtigen Punkte „unter einen Hut bringen können“.

Liebe LeserInnen, wenn Sie daran interessiert sind, Ihre individuelle und vor allen Dingen alltagstaugliche Balance zu finden, dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme! >>Feedback<<
Ihr ´mcb Team

Literatur:
Cobaugh, Heike M.; Schwerdtfeger, Susanne (2013): Work-Life-Balance – So bringen Sie Ihr Leben (wieder) ins Gleichgewicht. München: mvg-Verlag.
Fengler, Jörg (2013): Burnout-Prävention im Arbeitsleben: Das Salamander-Modell – Leben Lernen 258. Stuttgart: Klett-Cotta.
Work-Life “Balance” Isn’t the Point
Riordan, Christine M. (2013): Work-Life „Balance“ Isn’t the Point. Verfügbar unter: https://hbr.org/2013/06/work-life-balance-isnt-the-poi (Stand 27.08.2018).

 

 

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