"Ich seh, ich seh, was du nicht siehst...."

...erinnert uns daran, dass wir in jedem Moment nur einen Bruchteil unserer Umwelt bewusst sehen und wahrnehmen können.

Obwohl wir uns im gleichen Raum befinden, dieselbe Situation erleben, sehen wir nicht immer dasselbe. Wir nehmen alle unterschiedlich wahr und gehen deshalb auch mit Wahrnehmungen und Eindrücken individuell um. Verantwortlich dafür ist die Filterfunktion unseres Gehirns, die es uns unmöglich macht, alle Eindrücke und Reize um uns herum gleichzeitig aufzunehmen und zu verarbeiten. Das, was zu uns durchdringt, also welchen Ausschnitt der Wirklichkeit wir sehen, wird durch unsere bisherigen Erfahrungen, Erlebnisse, Werte, Überzeugungen, Prägungen und auch von unseren persönlichen Bedürfnissen bestimmt. Unsere Eindrücke stellen demnach unseren ganz persönlichen „Blickwinkel“ der Welt dar.

Festgefahrene Sichtweisen schränken ein
Manchmal ist unsere Sichtweise jedoch auch festgefahren, weil wir glauben, dass alle das Gleiche wahrnehmen und sehen müssen. Wir blicken dann ausschließlich mit unseren Augen in die Welt und verstehen nicht, warum andere Menschen bestimmte Dinge anders sehen, andere Meinungen haben, oder andere Entscheidungen treffen als wir. Die Folge davon können Konflikte, Missverständnisse oder Streitereien sein. Wenn Sie selbst nicht weiterwissen, altbewährte Strategien und Lösungsmuster nicht mehr greifen, dann kann ein Perspektivenwechsel neue Wege aufzeigen.

Perspektivenwechsel weitet das Blickfeld
Ein möglicher Perspektivenwechsel könnte in solchen Situationen hilfreich sein und würde bedeuten, die Geschehnisse aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das heißt nicht, dass wir einfach unreflektiert die Sicht anderer Menschen übernehmen sollen, sondern es bedeutet viel mehr, dass wir selbst versuchen, uns neu zu positionieren, um dadurch eine andere Sicht auf die Dinge zu gewinnen. Durch einen Perspektivenwechsel können mitunter erstaunliche Ergebnisse erzielt werden, zum Beispiel dann, wenn wir Geschehnisse aus dem Blickwinkel der anderen Person oder eines außenstehenden Beobachters betrachten, um uns so leichter ein objektives Urteil bilden zu können.

Wer in einer Situation feststeckt, ist zu nah dran, vielleicht auch emotional zu tief eingebunden und dadurch in seinem Blickfeld und in seinem Handlungsspielraum sehr eingeschränkt. So, als würden Sie sich Ihr Problem, Ihre herausfordernde Situation als Mauer vorstellen, die umrundet werden sollte, damit wieder etwas Anderes oder etwas Neues in Ihr Blickfeld kommen kann. Und vielleicht ergibt sich daraus die Chance, eine sogenannte Tür in der Mauer – sprich eine alternative Lösung zu entdecken, oder den einfachen Weg um die Mauer herum, (wieder) zu sehen. Manchmal erleben wir auch, dass das Problem wie von selbst verschwindet, wenn wir einen Schritt zur Seite machen. Möglicherweise fehlt in der Situation genau jenes Maß an Distanz, aus dem heraus neue Lösungs- und Handlungswege entdeckt werden könnten. In diesem Fall würde der Abstand einen anderen Blickwinkel ermöglichen und einen Ausweg oder Alternativen zeigen.

Flexibel und einfühlsam durch Distanz
Durch den Blickwechsel gewinnen wir aber nicht nur Distanz. Wenn wir die Welt immer wieder mal aus den Augen unserer Mitmenschen sehen, erweitert sich auch unsere Sichtweise und unsere soziale Kompetenz. Indem wir viele Möglichkeiten der Wahrnehmung und verschiedene Aspekte einer Situation in Betracht ziehen, werden wir flexibler, einfühlsamer und verständnisvoller für unser Umfeld. Wir lernen uns und andere Menschen besser kennen, sehen in Konfliktpartnern nicht nur potentielle Gegner, machen neue Erfahrungen und können so manche Herausforderung im Alltag rascher und harmonischer lösen.
Die Fähigkeit des Perspektivenwechsels erhöht zusätzlich die Möglichkeit, sich selbst durch die Augen des Gegenübers zu sehen. Dadurch können wir auch die eigene Außenwirkung bewusster wahrnehmen und vielleicht besser verstehen, was häufig dazu führt, dass wir Dinge nicht mehr so persönlich nehmen.

Dialog und Begleitung unterstützen
In der Theorie klingt das jetzt ganz leicht - „einfach Blickwinkel ändern“ und schon kommen Problemlösungen, neue Ideen und weitere Vorteile von alleine.
Stimmt, in der Praxis ist das nicht immer so einfach. Wir stecken ja oft in unseren Ansichten fest und es gelingt uns nicht immer, ohne Unterstützung, neue Perspektiven einzunehmen.
In sehr vielen Fällen hilft der Austausch mit anderen, die Reflexion der Situation oder eben auch professionelle Begleitung.

Liebe Leser_innen, wenn Sie öfters das Gefühl haben, gedanklich oder emotional fest zu stecken beziehungsweise wie zuvor beschrieben vor einer „Mauer zu stehen“, oder wenn Sie dieser Text einfach neugierig gemacht hat, und Sie Lust haben, Tipps und Tricks zum Perspektivenwechsel zu erfahren, dann begleiten wir Sie gerne dabei, Ihren Blickwinkel zu erweitern. >>Feedback<<

Ihr ´mcb Team


Literatur:

Walker, Wolfgang (1998): Abenteuer Kommunikation. Stuttgart, Klett-Cotta
Innecken, Barbara, Madelung, Eva (2015): Im Bilde sein. 3. Auflage. Carl-Auer Verlag GmbH.
Rauen, Christopher (2017): Coaching-Tools II. 4. Auflage. managerSeminare Verlag.
Warketin, Nils (2018): Die Dinge anders sehen. Verfügbar unter: https://karrierebibel.de/perspektivenwechsel/ (9.10.2018)
Warketin, Nils (2017): Blickwinkel ändern. Verfügbar unter: https://karrierebibel.de/perspektivenwechsel/ (9.10.2018)
Ivkovits Angelika, Blaimauer, Marion (2017): Einen neuen Blickwinkel einnehmen. Verfügbar unter: www.perspektiven-wechsel.at (9.10.2018)
Pignitter, Melanie (2018): Immer wieder dasselbe Problem, wie du es durch einen Perspektivenwechsel lösen kannst. Verfügbar unter: https://www.honigperlen.at/2018/05/chronische-probleme-loesen-wechsle-die-perspektive/ (9.10.18) 

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