Good bye und auf Wiedersehen?

..... und die Vorboten der kälteren Jahreszeit zeigen sich nicht nur im Wetter.

Für viele Menschen ist besonders der Herbst eine Zeit, in der sie sich bewusst mit dem Thema Abschied und Neubeginn befassen, wobei wir uns in diesem Newsletter nicht mit dem Tod als Symbol für den endgültigen Abschied auseinandersetzen möchten. Vielmehr wollen wir den Prozess bzw. das Gefühl beleuchten, das sehr oft von der Erkenntnis begleitet wird, dass ein Abschied mittelbar oder unmittelbar bevorsteht bzw. bevorstehen sollte, damit ein Neubeginn möglich wird. Diese Phase der Erkenntnis ist meist unabhängig davon zu betrachten, ob es sich um einen beruflichen Wechsel, einen familiären Wandel oder auch um eine Trennung handelt, die schon länger im Raum steht, der endgültige Abschied aber noch nicht geklappt hat.  Der Trennungsprozess kann sich je nach Situation und Persönlichkeit unterschiedlich gestalten, weil er von mehreren Faktoren abhängig ist.

Je nachdem, ob wir Abschied nehmen als Loslassen oder als Versagen definieren, wird uns das Verabschieden leichter oder schwerer fallen. Wenn wir das Gefühl haben, dass eine Verabschiedung zeitgleich einer neuen Chance einen Platz einräumt und der Abschied nicht nur als menschliches bzw. berufliches Versagen bewertet wird, dann stehen wir einem Neubeginn in den meisten Fällen positiver gegenüber. Sehr oft ist eine Kränkung am Ende der Hauptmotivator für einen Abschied oder für den Wunsch, sich zu verändern. In vielen Fällen können wir durch die Auseinandersetzung mit der Verletzung einen Abschied vermeiden und zu einer Lösung kommen, die es uns ermöglicht zu bleiben. Manchmal jedoch belastet uns eine Situation schon seit längerer Zeit, und dennoch entscheiden wir uns zum Bleiben. Wir verharren in dem Zustand, ohne wirklich über alternative Möglichkeiten nachzudenken. Durch das Ausharren verschlechtert sich die Situation zusätzlich, weil wir durch die Kränkung das Gefühl haben, täglich neue Indikatoren zu finden, die uns unsere Enttäuschung bestätigen. Sie dienen sozusagen als Beweis, dass wir im Recht sind, was unsere Unzufriedenheit noch verstärkt. Anstatt wirklich loszulassen, bleiben wir auf unserem Standpunkt, ohne die Situation aus einer möglichen anderen Perspektive zu sehen oder uns an eine neutrale Person zu wenden, die möglicherweise eine neue Sichtweise einbringen könnte. Die ExpertInnen raten dazu, sich mit der Situation in jedem Fall früh genug auseinanderzusetzen, um nicht in eine Verbitterung zu verfallen, deren Ursachen nicht ausschließlich in der gegenwärtigen Situation, sondern des Öfteren in unserer persönlichen Geschichte begründet sind. In solchen Fällen wird in der Gegenwart eine Verletzung oder ein negatives Erlebnis aus der Vergangenheit angetriggert, wobei der Auslöser für die Verletzung bereits einige Jahre zurückliegt.

Die Auseinandersetzung mit folgenden Fragen kann sehr hilfreich sein, wenn wir für uns geklärt haben, ob ein Abschied eine Verbesserung herbeiführt:  

Bin ich bereit, aktiv eine Veränderung herbeizuführen? Und wenn nicht, was hält mich in der belastenden Situation?            

                                                                                                                                           
Wie kann es mir gelingen, mich von einer bestimmten Situation oder auch von einer Person zu lösen, ohne dass diese Entscheidung in einer Negativspirale endet?

Und sehr oft ist das Abschiednehmen nicht von solch schwierigen Fragen begleitet, sondern nur ein Prozess, der bevorsteht und – vor dem wir uns einfach gerne „drücken würden“. Wenn wir beispielsweise gerade viel um die Ohren haben und wissen, dass ein Umzug in eine andere Stadt organisatorisch und koordinationstechnisch viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir haben uns noch nicht wirklich mit der Veränderung, die der Abschied automatisch mit sich bringt, auseinandergesetzt und darüber hinaus auch noch keine konkrete Vorstellung, wie wir das in dem momentanen Zeitplan bewerkstelligen sollten. Oder auch dann, wenn wir erkennen, dass sich unser berufliches Interessensgebiet verändert hat und wir trotz dieses Wissens so gerne in dem altbekannten und gewohnten Arbeitsumfeld bleiben würden, weil wir es über Jahre schon kennen.

Manchmal auch, obwohl wir genau wahrnehmen, dass jetzt eine gute Zeit zum Abschiednehmen wäre und ein Neubeginn eine wirkliche Chance bedeuten würde. Die ExpertInnen raten zu einer intensiven Recherche und zum Austausch mit anderen über die gewünschte Veränderung, um einen Überblick und ein Gefühl für eventuelle Vor- und Nachteile zu erhalten. Sie schlagen vor, die angestrebte Situation  als Ziel-Bild zu visualisieren und dies mit einer konkreten Vorstellung zu verknüpfen sodass es attraktiv genug wird, um die nächsten Schritte einzuleiten. Durch den Austausch mit Menschen, die bereits solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben, bekommen wir oft neue Perspektiven und die Erkenntnis, dass die geplante Veränderung deutlich mehr Vorteile mit sich bringt und die Nachteile überschaubar wären. Sehr oft erhalten wir im besten Fall durch die überwiegend positiven Rückmeldungen den nötigen Input, um den Veränderungsprozess einzuleiten. Das Ziel-Bild nimmt dadurch immer klarere Formen an und unser Handlungsmotor wird automatisch angekurbelt, sodass einem Neubeginn nichts mehr im Weg steht.

Liebe LeserInnen, wenn dieser Newsletter Ihr Interesse für ein Coaching oder für eine Beratung zu diesem Thema geweckt hat, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Beim Schreiben dieser Zeilen  ist uns gerade aufgefallen, dass jeder Ihrer Anrufe und jede Anfrage entweder einen Neubeginn für uns darstellt oder mit einem Wiedersehen verbunden ist. <<Feedback>>


Ihr mcb Team

 

Literaturverzeichnis:
Haller, Reinhard (2017): Die Macht der Kränkung. Ecowin Verlag Salzburg
Schönberger, Birgit (2016): Drüber stehen. In: Psychologie Heute. Juni 2016. S. 18 – 22. Weinheim: Beltz GmbH.

 

 

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