Sorgen wir auch gut für uns selbst!?

Eine Vielzahl von Ungewissheiten prasselt täglich auf uns ein. Unser Sozialleben liegt mehr oder weniger brach. Die einen sind beruflich über-, die anderen unterfordert, andere wiederum fühlen sich von diffusen Ängsten begleitet. Und gerade Menschen im Gesundheitsbereich bzw. in helfenden Berufen sorgen sich gerne um andere, d. h. sie unterstützen Menschen, pflegen oder betreuen sie und tun ihnen Gutes… doch sorgen sie auch gut für sich selbst? Wer im „Innen“ gut genährt, sprich, in seiner „Mitte“ ist, kann in Krisenzeiten wirkungsvoll anderen helfen. Dabei kann u. a. Meditation unterstützend sein, um wohlwollend und achtsam auf sich selbst zu schauen und einen inneren Ort der Ruhe und der Kraft zu finden.

In zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass verschiedenste Meditationsformen viele positive Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Seele zeigen. Davidson, US-amerikanischer Neurowissenschaftler, betont, dass sich durch regelmäßige Meditation die Art und Weise wie wir uns selbst, unserem Körper und unserer Gesundheit begegnen, radikal verändern kann. MRT-Aufnahmen liefern den Hinweis, dass das Gehirn während des Meditierens hochaktiv ist, dass daraus neue Verknüpfungen entstehen, zahlreiche Hirnregionen aktiviert werden und sich infolge daraus auch Verhaltensweisen verändern können. Gemeinsam mit Goleman, US-amerikanischer Psychologe und Wissenschaftsjournalist, hat er den aktuellen Forschungsstand in „Altered Traits“ veröffentlicht. Darin beschreibt er wie sich das Verhältnis zu Stress, Schmerz und Entzündungen verändern und folglich das Immunsystem gestärkt werden kann. Körpersignale werden deutlicher wahrgenommen, wodurch auf Müdigkeit, Verspannung oder auch Herzrasen rechtzeitiger reagiert und diese Signale besser reguliert werden können.

Doch Meditation ist mehr als reine Gesundheitskompetenz. In den alten Weisheitslehren geht es vor allem um Kultivierung von Güte, Liebe und Mitgefühl und um Freundschaft mit dem eigenen Geist. Dadurch eröffnet sich ein tieferes „inneres Lauschen“, ein neues Sinnverständnis, ein Bezug zu etwas Größerem. Galuska, deutscher Psychiater und Mitgründer der Heiligenfeld-Kliniken merkt an, dass etwa mithilfe von Achtsamkeitsmeditation ein innerer Beobachter entwickelt werden kann, der es uns ermöglicht, sich aus dem aktuellen Geschehen zu lösen, um aus heilsamer Distanz die eigenen Gefühle zu beobachten, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Wenn wir einen inneren Beobachter in uns haben, müssen wir nicht wie ferngesteuert reagieren, sondern können anders handeln und uns aus alten Fixierungen lösen. Das bedeutet, ein Teil von uns beobachtet, was gerade in uns geschieht und unterbricht dadurch den Kreislauf durch die Beobachterrolle. An diesem Punkt kann Coaching eine wichtige Rolle spielen, um diesen Anteil des Menschen genauer unter die Lupe zu nehmen und neue oder auch verloren geglaubte Handlungsmöglichkeiten (wieder) zu entdecken.   

Es gibt verschiedenste und vielfältige Möglichkeiten zu meditieren, welche Form der Mediation zu einem bestimmten Zeitpunkt hilfreich sein kann, muss individuell geklärt werden. Für Menschen, die sich lieber bewegen, weil sie bspw. nicht sehr gerne stillsitzen oder bei geschlossenen Augen von Ängsten oder negativen Gedanken überflutet werden, würde sich eine Gehmeditation mit geöffneten Augen oder eine Tanzmeditation als Wahlmöglichkeit gut anbieten.

Für Midal, französischer Philosoph und Meditationslehrer, heißt Meditieren „zu sein“, sich in Frieden zu lassen, sich freizumachen von dem Diktat, etwas erreichen zu müssen. Er lehrt keine bestimmte Technik und meint, es würde vollkommen genügen, sich bequem auf ein Kissen zu setzen und einfach aufmerksam gegenüber der eigenen Körperlichkeit, dem Atem, den Empfindungen und den Wahrnehmungen sowie den Geräuschen des Umfeldes zu sein. Einfach zur Kenntnis nehmen, ohne Versuch, es zu begreifen, zu verstehen, zu rechtfertigen, zu kritisieren oder zu beurteilen. Es geht für ihn nicht um Innenschau oder Aufwertung des Ich, in dem man sich von der Welt abwendet, sondern um Verbindung zu sich selbst, um sich der Welt und folglich dem ganzen Körper in einer Haltung des Wohlwollens über seine Sinne zu öffnen.

Indem wir zuerst uns selbst und unserer Menschlichkeit gegenüber eine gelassene Sichtweise einnehmen und uns das Recht zugestehen, so zu sein, wie wir sind, können wir den wohlwollenden Blick auf andere Menschen ausweiten und auch ihnen das Recht zugestehen, so zu sein, wie sie sind.

Eine mögliche Anleitung zu einem wohlwollenden Umgang mit uns selbst könnte sein:

„Mache es dir bequem, so bequem, wie es im Moment möglich ist … und bemerke, was genau du wahrnimmst, mögliche Nebengeräusche, die dich die nächsten Minuten begleiten werden. … Und während dein Körper sich mit jedem Atemzug, ganz von allein, noch ein wenig tiefer entspannt, kannst du deine Augen schließen und nun deine Aufmerksamkeit nach Innen richten. … Erlaube es dir, einen Augenblick in Erinnerung zu rufen, indem du dich angenommen und geliebt gefühlt hast … von einer Person, bei der du sein darfst, wie du bist, wie du sein möchtest. … Sei neugierig und lass dich überraschen, welche Bilder sich nun zeigen können. … Verbinde dich mit einem dieser Bilder und versetze dich in diese Situation zurück, um die mit ihr verbundene Güte zu spüren. ... Erlaube dir, die Qualität dieser Erfahrung erneut zu fühlen und im Körper zu spüren … diese Wärme, diese Offenheit, diese Verbundenheit, dieses Wohlwollen, was auch immer du spüren kannst. … Ein Gefühl unendlicher Erleichterung wird dich überkommen … lass dir Zeit … und genieße … fühle dich umhüllt von diesem Wohlwollen. … Ein Moment in dieser Erfahrung kann für dich der Inbegriff des Wohlwollens sein … des Wohlwollens dir gegenüber, wie etwa, dass dich dieser Mensch sanft mit seiner Hand berührt ... spüre dieser wohlwollenden Geste tief nach und gib diesem Erlebten einen guten Platz in deinem Körper. … Und nun schließe diese Übung für den Moment ab in dem Wissen, dass du jederzeit „in dieses Erleben“ wieder eintauchen und es für dich nutzen kannst, wenn dir danach ist. … Abschließend tu, was du brauchst, um wieder ganz in diesem Raum, in dieser Zeit, anzukommen und wach und klar deine Augen zu öffnen.“

Wir laden Sie ein, sich jetzt eine kurze Pause zu gönnen, innezuhalten, vollkommen präsent zu sein und angenehme Gefühle im Körper zu verankern. O. a. Text können Sie als Sprachmemo nützen, um sich selbst in eine kurze Entspannungssequenz des Wohlwollens zu führen. Alternativ können sie zahlreiche geführte Meditationen online nützen (siehe weiterführende Links). In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine angenehme Reise zu sich selbst. >>Feedback<<

Ihr ´mcb Team

 

Weiterführende Literatur:

Schönberger, Birgit (2020): Gesund dank Meditation. In: Psychologie heute compact. Heft 60. Weinheim: Beltz Verlag.

Galuska, Joachim (2020): Es geht nicht nur um Stressreduktion. In: Psychologie heute compact. Heft 60. Weinheim: Beltz Verlag.

Midal, Fabrice (2018): Die innere Ruhe KANN MICH MAL. Meditation radikal anders. Verfügbar unter: https://www.dtv.de/_files_media/title_pdf/leseprobe-26184.pdf (Stand 31.03.2020).

Online-Möglichkeiten zu geführten Meditationen:

7Mind Mediation und Achtsamkeit (2020): Verfügbar unter: https://www.7mind.de/achtsamkeit-per-app (Stand 01.04.2020).

Insight Timer – Free Meditation App (2020): Verfügbar unter: https://insighttimer.com/ (Stand 01.04.2020).

 

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