Glück beginnt im Kopf!

Setzen Sie sich in einen bequemen Sessel, atmen Sie tief durch und entspannen Sie sich…..

Stellen Sie sich nun eine reife, saftige Zitrone vor und riechen Sie in Gedanken daran. 

Jetzt stellen Sie sich vor, Sie beißen herzhaft in diese Zitrone hinein… 

Vielleicht haben Sie schon jetzt bemerkt, welch starken Einfluss Ihr ausgeprägtes Vorstellungsvermögen auf Ihre körperlichen Vorgänge hat? Sollten Sie noch nicht ganz überzeugt sein, probieren Sie es mit dem nächsten Gedankenexperiment. 

Holen Sie sich einen kleinen, schönen Moment aus dem letzten Jahr in Erinnerung… 

Stellen Sie sich diesen Moment vor, machen Sie das Bild im Kopf groß… 

Jetzt stellen Sie sich vor, wie Sie diesen Moment nochmal erleben…und genießen… 

…vielleicht fühlen Sie sogar die Emotionen… 

 Haben Sie jetzt ein Lächeln auf Ihren Lippen gespürt?! Das würde bedeuten, dass Sie es rein durch Ihre Gedanken hervorgerufen haben! 

Sollten Sie vom Experimentieren noch nicht genug haben, hier noch ein Versuch, der allerdings nicht ganz ohne Risiko ist, denn es könnte sein, dass Sie in den nächsten Tagen die Wirkung davon unbewusst bemerken… 

Denken Sie an Ihre leckere Lieblingsspeise….. (sind Sie schon hungrig?)

Was passiert eigentlich im Gehirn, wenn wir uns positive Gedanken machen? Möchte man das Phänomen aus neurobiologischer Sicht näher betrachten, erfordert die Annäherung eine Reduzierung auf allgemeine Prinzipien, die der subjektiven Erlebensqualität von Glück zugrunde liegen. Einen Meilenstein in der Erforschung positiver Gefühle stellte die zufällige Entdeckung des Belohnungssystems durch Olds und Milner in den 50er Jahren dar. Basis dafür waren tierexperimentelle Studien, in denen sie an Ratten beobachteten, dass elektrische Reizungen in bestimmten Hirnregionen als extrem stimulierend und positiv erlebt wurden. Hierbei konnte beobachten werden, dass die Ratten selbst bis zu 5000 Mal die Tasten für die elektrische Stimulation drückten, um Hochgefühle auszulösen (vgl. Stark & Kargarer, 2001). 

Seither wurden auch bei Menschen einige sehr einfallsreiche Untersuchungen durchgeführt. Während Probanden in eine positive Stimmung versetzt wurden, haben ExpertInnen ihre Hirnaktivität gemessen. Dabei konnte entdeckt werden, welche Areale regelmäßig aktiviert wurden. Eine Struktur, die häufig beteiligt zu sein scheint, ist ähnlich wie bei den Ratten, das Belohnungssystem. Ausgelöst durch ein positiv erlebtes Ereignis entsteht das eigentliche Glücksgefühl durch einen Cocktail von Botenstoffen wie beispielweise Endorphine, Serotonin und Dopamin, die im Belohnungssystem im Mittelhirn andocken (vgl. Stark & Kargarer, 2001). Das Ergebnis: Wir fühlen uns euphorisch und glücklich.

Studien zeigen, dass selbst das Denken an eine Belohnung oder an eine positive Perspektive zu einer Aktivierung des Belohnungssystems führen kann (Knutson et al., 2001; Kirsch et al., 2003). Hirnforscher Prof. Dr. Roth weist auch darauf hin, dass die Quelle der Freude einen Unterschied in der anhaltenden Wirkung des Glücksgefühls hervorruft. Während materielle Belohnungen eher kurzfristig ein Hochgefühl herbeiführen, wirken Erlebnisse, die sozial eingebettet sind, länger. Beispielsweise ist ein Treffen mit der Familie oder mit Freunden bei dem wir essen, lachen und gute Gespräche führen nicht nur eine Gaumenfreude für das Belohnungssystem, sondern es beflügelt auch unsere Seele, weil wir dabei Oxytocin ausschütten, das unser Wohlbefinden steigert. Gemeinsame Zeit mit Menschen, die uns stärken und guttun, aber auch schöne Erlebnisse in der Natur sind wie eine Schatzkiste auf die wir gedanklich zugreifen können.

Liebe LeserInnen, in diesem Sinne sollten Sie sich so oft wie möglich positive Ereignisse ins Gedächtnis rufen und dabei Ihr Belohnungssystem aktivieren. Und wenn Sie derzeit eine extra Portion Stärkung für den Herbst benötigen, dann unterstützen wir Sie gerne bei kreativen Gedankenexperimenten zur Vervollständigung Ihrer persönlichen Schatzkiste.<<Feedback>>

Ihr mcb‘ Team 
 
Literatur:  
Blood, A.J. & Zatorre, R.J. (2001). Intensely pleasurable responses to music correlate with activity in brain regions implicated in reward and emotion. Proceedings of the National Academy of Sciences, 98, 11818-11823. 
 
Kirsch, P., Schienle, A., Stark, R., Sammer, G., Blecker, C., Walter, B., Ott, U., Burkart, J. & Vaitl, D. (2003). Anticipation of reward in a nonaversive differential conditioning paradigm and the brain reward system: an event-related fMRI study. NeuroImage, 20, 1086-1095. 
 
Knutson, B., Adams, C.M., Fong, G.W. & Hommer, D. (2001). Anticipation of increasing monetary reward selectively recruits nucleus accumbens. Journal of Neuroscience, 21. 
 
Mouras, H, Stoléru, S., Bittoun, J., Glutron, D., Pelegrini-Isaac, M., Paradis, A.L. & Burnod, Y. (2003). Brain processing of visual sexual stimuli in healthy men: a functional magnetic resonance imaging study. NeuroImage, 20, 855-869 
 
Roth, G. (2017). Das Gehirn selbst nimmt sich nicht wahr: Hirnforschung und Psychotherapie: Andreas Heinz und Gerhard Roth im Gespräch mit Uwe Britten (Psychotherapeutische Dialoge). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 
Small, D.M., Zatorre, R.J., Dagher, A., Evans, A.C., & Jones-Gotman, M. (2001). Changes in brain activity related to eating chocolate from pleasure to aversion. Brain, 124,1720-1733. 
 
Stark, R. & Kargarer, S. (2001). Neuronale Grundlage positiver Emotionen. In Frank, R. (2011). Therapieziel Wohlbefinden (S.271-292). Heidelberg: Springer Verlag 
 
Watzlawick, P. (2007). Anleitung zum Unglücklichsein. München: Piper Verlag 
  

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