"Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen?!?"

... scheinbar mühelos und proaktiv einfach drauf loszulegen, neigen andere oftmals dazu, die Umsetzung von Plänen, Ideen und Aufgaben vor sich herzuschieben. Manchmal werden Dinge, die als unangenehm oder auch zeitintensiv empfunden werden, tage-, wochen- oder sogar monatelang aufgeschoben. Im Volksmund spricht man in diesem Zusammenhang von der „Aufschieberitis“, die im Fachjargon als PROKRASTINATION bezeichnet wird. Es gibt unterschiedliche Ursachen warum wir in solche Verzögerungsmechanismen verfallen und die Umsetzung von Vorhaben vor uns herschieben, obwohl wir Zeit und auch Gelegenheit für deren Erledigungen hätten. 

Das gute Vorweg: circa 80% der Bevölkerung schieben Dinge regelmäßig auf. Es ist also nichts Ungewöhnliches beispielsweise das Lernen auf Prüfungen, das Erledigen der Steuererklärung oder das Vorhaben, den Dachboden endlich zu entrümpeln, vor uns herzuschieben. Es ist sozusagen ein weit verbreitetes Phänomen. Wenn dies über ein durchschnittliches Maß hinausgeht und Menschen wichtige Aufgaben immer wieder aufschieben, steigt der Leidensdruck bei den Betroffenen. In manchen Fällen löst er mitunter körperliche und psychische Symptome wie Muskelverspannungen, innerer Unruhe, Schlafstörungen, Gedankenkreisen und Selbstabwertungen aus.   

Wenn die Betroffenen ihr Verhalten nicht mehr bzw. kaum noch kontrollieren können, und wenn sich daraus in weiterer Folge negative Konsequenzen ergeben, ist natürlich auch das allgemeine Wohlbefinden durch das chronische Aufschieben stark beeinträchtigt. Prokrastination hat definitiv nichts mit Faulheit, Trägheit oder einer persönlichen Willensschwäche zu tun. Es ist ein ernstzunehmendes Problem der Selbststeuerung. Oftmals ist es zu großer Perfektionismus, der uns daran hindert, aktiv zu werden und der das Gefühl blockiert, selbstwirksam handeln zu können. Dahinter steckt häufig die Angst, unterschiedlichen Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Ab wann das Aufschieben von Aufgaben und Vorhaben zu einer Belastung oder zu einem wirklichen Problem wird, ist individuell sehr unterschiedlich und lässt sich nicht grundsätzlich festlegen. Man kann jedoch definitiv sagen, wenn das Aufschieben zu Entscheidungsblockaden führt und negative Konsequenzen im Alltag, im Job, im Studium oder in anderen Lebensbereichen verursacht, ist der Belastungsgrad bereits sehr hoch. 

Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten im Umgang mit diesem Phänomen, die individuell erarbeitet werden müssen. Beispielsweise hat das Erlernen von realistischen Zielsetzungen einen positiven Einfluss auf das Aufschieben von Aufgaben. In diesem Kontext ist auch eine Fokusveränderung wichtig, um realistisch herauszufiltern wo wir Idealvorstellungen hinterherjagen, denn zu hoch gesetzte und teils auch unrealistische Ziele erzeugen ungesunden Druck. 
Step by step oder peu à peu – man nimmt sich ein Ziel nach dem anderen vor, unterteilt es in kleine Zwischenschritte, legt den Fokus auf Zwischenziele und erlangt dadurch wieder das Gefühl, handlungsfähig zu sein. Mit dieser Methode steigt die Chance, Erfolgserlebnisse auf dem persönlichen Guthabenkonto zu verbuchen. 

Die Strukturierung des Arbeitsverhaltens zählt ebenso dazu wie das Protokollieren des Zeitausmaßes  der unangenehmen Tätigkeit. Hier liegt nämlich sehr häufig eine verzerrte Wahrnehmung vor, wodurch das Zeitausmaß überschätzt wird. Wenn wir an drei aneinander folgenden Tagen ein zehnminütiges Zeitpensum für jene Aufgabe einplanen, die wir schon länger vor uns herschieben, überwinden wir das Gefühl, der Aufgaben „nicht Herr werden zu können“. In der täglich geplanten Auseinandersetzung mit dem Thema oder der Aufgabe gewinnen wir wieder Übersicht und Sicherheit. Weitere wertvolle Strategien beziehen sich auf das Identifizieren der persönlichen Vermeidungsstrategien und den aktiven Umgang damit. Hier können am besten persönliche STOPP-Strategien gesetzt werden, indem wir Erledigungen so angenehm wie möglich gestalten (z.B. Unterstützung mit der Lieblingsmusik, Körperspannung und Körperhaltung). Die Betroffenen können sich beim Erstellen von Prioritätenlisten, der Gestaltung des Zeitmanagements, der Kalenderplanung usw. Unterstützung holen und auch das Umfeld einbinden. Im besten Fall soll dies positive Effekte auf die Gestaltung eines neuen individuellen Arbeitsverhaltens in einem strukturierten und zeitlich organisierten Arbeitsumfeld haben, was auch im privaten Bereich zu Entlastungen führt. 


Liebe Leser_innen, wenn Ihnen das „Verzögerungsphänomen“ bekannt vorkommt und es ein wenig so scheint, als wäre Ihre Motivation noch im Urlaub, dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Sie können sich darauf verlassen, dass die Terminvergabe ohne Aufschieben gelingen wird. ;-) >>Feedback<<


Ihr ´mcb Team 

 

Quellen:
Gehirn und Geist, Spektrum der Wissenschaft. Psychologie. Hirnforschung. Medizin. Heft 11, 2018, Seite 10.
https://www.uni-muenster.de/Prokrastinationsambulanz/prokrastination.html
https://derstandard.at/2000071533255/Staendiges-Aufschieben-kann-schwere-Folgen-haben
https://www.zeit.de/2017/38/prokrastination-psychologie-krankheit-interview
https://kurier.at/wissen/prokrastination-aufschieben-kann-krank-machen-was-forscher-dazu-sagen/277.214.396
Apps:
Stop Procastination! Hypnose (kostenpflichtig)
Aufschieben beenden PRO (kostenpflichtig)
Procastination Timer
NewDay – Procastination no more

Aktueller Newsletter