… und täglich fühlen wir uns gestresst!

Kennen Sie das Gefühl des stetigen begleitet sein von Stress? Wir sagen „ ich bin gestresst“, wenn wir uns mal wieder viel zu viele Termine gelegt haben. Wir klagen „das stresst mich!“, wenn ein Projektabgabetermin oder ein schwieriges Gespräch ansteht. Genauso aber bezeichnen wir andere als gestresst, die auf uns unfreundlich, gereizt oder ungeduldig reagieren.

Stress und seine Symptome scheinen allgegenwärtig in unserem Alltag zu sein, und jede/ jeder verwendet dieses Wort. Aber was ist denn Stress tatsächlich?

Nach Selye, dem „Vater“ der Stressforschung, ist Stress die „unspezifische Reaktion des Organismus auf jegliche Anforderungen (Selye 1983). (vgl. Frey, Graf Hoyos, Stahlberg 1988, S. 429). Zimbardo ein emeritierter Professor für Psychologie an der Stanford University (1988, S 575) beschreibt Stress als ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten.

Darüber hinaus ist Stress universal, was bedeutet, dass er in allen Kulturen der Welt vor kommt und eine völlig normale und sinnvolle Reaktion des Körpers auf belastende und unvorhergesehene Ereignisse ist. Immer dann, wenn wir das innere Gleichgewicht verlieren oder Gefahr laufen es zu verlieren, versetzt unser Körper uns in einen Zustand der Bereitschaft. Die somit ausgelöste Stressreaktion versorgt uns automatisch mit allem, was wir brauchen, um uns schützen oder verteidigen zu können.

Selbstverständlich müssen wir uns in unserer jetzigen Welt nicht mehr vor wilden Tigern in Sicherheit bringen, aber es gibt im „Dschungel“ unseres Alltages mehr als genug Herausforderungen und Gefahren, denen wir ausgesetzt sind. Sei es im Straßenverkehr, in einer Prüfungssituation, bei einem Vorstellungsgespräch, bei einem Fachvortrag oder bei einem sportlichen Wettkampf - all diese Dinge fordern unser Bestes und höchstmöglichste Konzentration. All dies wäre ohne diese Stressreaktion nicht möglich, denn ein gewisses Maß an Stress fördert unsere Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Allerdings kehrt sich dieser positive Effekt in sein Gegenteil, wenn das „gesunde Maß“ überschritten und nach der konkreten Belastungssituation keine Erholungsphase eingeleitet wird.

Frau Dr. Jonathan S. Abramowitz (Direktorin der Klinik für Angst- und Stresserkrankungen an der Universität von North Carolina) vergleicht Stress mit einer Gitarrensaite. „Ist sie zu lose gespannt, lassen sich mit ihr nur flache, tiefere Töne spielen. Fehlt die Spannung völlig, lässt sich mit dieser Seite gar kein Ton hervorbringen. Umgekehrt, wenn die Seite zu stark gespannt ist, gibt sie zu hohe, scharfe Töne von sich oder reißt gar, wenn die Spannung zu stark ist. Eine Gitarrensaite muss also die richtige Spannung haben, um die Musik zu erzeugen, die der Musizierende sich wünscht. Ähnlich verhält es sich mit Stress.“ (Roming, 2013)

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Stress. So wie ein gewisses Maß an Stress gut für uns ist und uns unterstützt schwierige Situationen zu meistern, genauso macht uns ein stetiges, zu viel an Stress krank. Deswegen kann es gar nicht das Ziel sein „ein Leben ohne Stress zu führen“, sondern vielmehr geht es darum das richtige Maß an Stress zu finden. Und dies ist tatsächlich gar nicht so einfach, da unser Körper jegliche Situation, die unser inneres Gleichgewicht ins Wanken bringt, unabhängig davon, ob es sich um ein positives oder negatives Ereignis handelt, mit einer Stressreaktion begegnet. Unser Stresssystem ist nicht in der Lage zwischen positiven Stress, wie z. B. der Hochzeitstag und einem negativen Stress, wie z. B. Prüfungssituationen zu unterscheiden. So kann unter Umständen eine Braut tatsächlich dieselben Symptome aufweisen, wie eine Angestellte/ ein Angestellter der gerade ein herausforderndes Gespräch mit seiner Chefin/ seinem Chef führt.

Diese mangelnde Differenzierungsfähigkeit unseres Körpers hat seinen Preis: Die Stressreaktion wird zu oft ausgelöst und kommt in manchen Fällen nicht mehr zur Ruhe. Was bedeutet, dass auf die Anspannung keine Entspannung folgt und sich somit das System nicht wieder runter fahren kann. Stresserkrankungen können die Folge sein.

Wir tun also gut daran unseren Körper zu unterstützen indem wir ihm beibringen zwischen wirklich bedrohlichen und weniger oder gar nicht bedrohlichen Stressoren zu unterscheiden. Denn nur zehn Prozent der Stressreaktion gehen auf das Konto der Situation, 90 Prozent gehen auf das Konto der Stressbewertung im Kopf.“ (Roming, 2013)


Hier noch einige Übungen für einen „gesünderen“ Umgang mit Stress:

• Schwierigkeiten als zu bewältigende Herausforderungen betrachten. Dazu eignen sich Fragen wie: „Habe ich eine ähnliche Situation in meinem Leben schon gemeistert?“ „Verfüge ich über Fähigkeiten diese Situation zu bewältigen?“ „Wo war ich bereits erfolgreich?“

• Innere Distanz zum Stressereignis schaffen hilft die Geschehnisse weniger persönlich zu nehmen. Hierzu können beispielsweise folgende Fragen unterstützend wirken: „Wie werde ich in einem Monat oder in einem Jahr über dieses Ereignis sprechen?“ oder von Afrika aus betrachtet: Wie würde sich das Problem gestalten?“ u. Ä.

• Das Positive in belastenden/ herausfordernden Situation entdecken: Es kann hilfreich sein, zu prüfen, ob es vielleicht auch etwas Gutes an der Situation geben oder ob es etwas Wichtiges daraus zu lernen gibt.

• Nicht katastrophisieren, sondern sich stattdessen vorstellen, wie es sein wird, wenn man diese herausfordernde/ belastende Situation gemeistert hat. Hilfreich können auch Fragen sein: „Was ist das Schlimmste, was mir passieren kann?“ Und: „Wie schlimm ist das Schlimmste tatsächlich für mich?“ ...........


Gerne unterstützt Sie das Team von ´mcb bei einem gesünderen Umgang mit ihren (alltäglichen) Stressoren. >>Feedback<<

 


Weiterführende Literatur:
• Zimbardo, P. G. (1988). Psychologie 6. Auflage. (S. 575). Berlin: Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
• Frey, D., Graf Hoyos, C., Stahlberg, D. (Hg.). (1988). Angewandte Psychologie – Ein Lehrbuch. (S. 429). München: Psychologie Verlags Union München-Weinheim.
• A. Roming. (2013). Stress bewältigen, mit dem Tiger tanzen. In: Psychologie Heute, Heft 4. Beltz-Verlag
• http://psychologie.stangl.eu/definition/Stress.shtml

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