Das Konzept der Achtsamkeit im Alltag - Teil 2

Das Konzept „Achtsamkeit im Alltag“ war Thema in unserem September-Newsletter. Nun, im November, wollen wir dazu weitere Impulse und Anregungen geben.

Achtsamkeit ist eine Haltung, in der die bewusste Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit und die wertfreie Beobachtung im Zentrum stehen. Oft wird von den fünf Säulen der Achtsamkeit gesprochen: Akzeptanz, Wertungsfreiheit, Offenheit, Geduld und Loslassen. Doch was bedeuten diese fünf Bausteine für die Praxis? Was kann es bringen, sie ins Leben zu integrieren?

Stellen Sie sich vor, Sie stehen morgens auf und sehen, dass es regnet. Es ist ein richtiger Starkregen. Sie denken sich vielleicht: „Ich mag keinen Regen! Wieso regnet es heute? Mir ist aber nach Sonnenschein! Würde es nicht regnen, dann wäre mein Tag so viel besser!“

Eine achtsame Haltung besteht darin, den Regen wahrzunehmen, sich der eigenen Gefühle und Gedanken bewusst zu werden, diese zu akzeptieren und das Geschehen wertungsfrei zu beobachten. Wenn uns das gelingt, können wir einfach wahrnehmen, was in der Gegenwart passiert. Wir sehen dann, dass es regnet, und akzeptieren das, ganz ohne Veränderungswünsche. Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie diese Haltung einnehmen – erfahren Sie dann mehr oder weniger Gleichmut?

Eine achtsame Haltung führt dazu, dass wir sowohl im Privatleben als auch im Arbeitsalltag mehr Zufriedenheit erfahren können (Hülsheger et al, 2013). Mehr Zufriedenheit bedeutet oft auch weniger Stress, und das kann im Arbeitsleben hilfreich sein.
Ein dauerhaft hohes Stress-Niveau birgt das Risiko, dass sich ein Burnout entwickelt. Ein Burnout-Syndrom ist ein Zustand des Ausgebrannt-Seins, der zu vielfältigen Symptomen führen kann. Neben Dauermüdigkeit, Erschöpfung und einem erhöhten Rückzugsbedürfnis können auch körperliche Beschwerden auftreten. Die Forschung zeigt, dass Menschen in Gesundheitsberufen von einem hohen Stress-Niveau betroffen sind und somit ein erhöhtes Risiko haben, ein Burnout zu entwickeln (Shanafelt, 2009). Achtsamkeit hilft uns dabei, unsere Emotionen und somit auch das Stresserleben besser zu regulieren und somit kann Achtsamkeit auch das Burnout-Risiko reduzieren (Arch & Landy, 2015; Hülsheger et al, 2013).

Nun wollen wir Sie einladen, bewusst in der Rolle des neutralen Beobachters bzw. der neutralen Beobachterin den Herbst wahrzunehmen – was um Sie herum und in Ihnen vorgeht. Üben Sie, es mit Akzeptanz zu begrüßen! Und wenn Sie den Impuls verspüren, Unangenehmes zu vermeiden oder auch Angenehmes festzuhalten, lassen Sie auch diesen bewusst los. Der Herbst bietet uns wunderschöne Vorbilder für diese Haltung an: Sie brauchen nur beobachten, wie die Bäume ihre Farben ändern und ihre Blätter loslassen, ohne das Geschehen zu beurteilen.

Liebe Leser:innen, wenn Sie dieser Newsletter inspiriert hat, und Sie sich bei dem Thema angesprochen fühlen, dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Wir unterstützen Sie gerne bei einem achtsameren Umgang mit sich selbst, bei Stressbewältigung oder auch bei anderen Herausforderungen, bei der Sie sich achtsame, wertungsfreie und offene Begleitung wünschen. ;-)

Ihr ‘mcb-Team

 

Literaturverzeichnis

Arch, J. J., & Landy, L. N. (2015). Emotional benefits of mindfulness. In K. W. Brown, J. D. Creswell, & R. M. Ryan (Eds.), Handbook of mindfulness: Theory, research, and practice (pp. 208–224). The Guilford Press.

Hülsheger, U. R., Alberts, H. J. E. M., Feinholdt, A., & Lang, J. W. B. (2013). Benefits of mindfulness at work: The role of mindfulness in emotion regulation, emotional exhaustion, and job satisfaction. Journal of Applied Psychology, 98(2), 310–325.

Shanafelt, T.D. Enhancing Meaning in Work: A Prescription for Preventing Physician Burnout and Promoting Patient-Centered Care. JAMA, 302(12), 1338–1340.

 

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