Nonverbale Kommunikation
Paul Watzlawick, österreichisch-US-amerikanischer Kommunikationspsychologe formulierte in seinem Kommunikationsmodell provokativ:
„Man kann nicht nicht kommunizieren!“
Er meinte damit, dass, sobald sich zwei Menschen wahrnehmen, eine nonverbale Kontaktaufnahme beginnt, noch bevor Worte gesprochen werden.
Kommunikation ist immer mit Verhalten verbunden, und man kann sich auch nicht nicht verhalten!
Kommunikation ist mehr als die sprachliche Übertragung von Inhalten von einer Person zur anderen.
Wo und wann immer Menschen sich begegnen, senden sie einander Signale. Pflanzen und Tiere verständigen sich über Farben, Gerüche und Laute, Menschen und Tiere über die Körpersprache und die Stimme, Menschen untereinander über eine Vielfalt von Kanälen.
Wir unterscheiden verschiedene Formen der Kommunikation:
- Die verbale Kommunikation beinhaltet das gesprochene und geschriebene Wort.
- Die non-verbale Kommunikation betrifft die Körperhaltung, die Mimik, die Gestik, den Augenkontakt, auch die Kleidung und im Internet auch die Emojis.
- Die paraverbale Kommunikation beschreibt die Art und Weise, in der die Sprache vermittelt wird, wie Lautstärke, Tonfall, Stimmlage, Aussprache, Betonung, Sprechtempo und Sprachmelodie.
- Die taktile Kommunikation umfasst die Wahrnehmung durch den Tastsinn wie Berührung, Vibration, Druck, Temperatur, Bewegung, Kitzel.
- Die olfaktorische Kommunikation bezieht sich auf die Gerüche, die auf andere Menschen anziehend oder abstoßend wirken, z.B. die Pheromone bei der Partnerwahl.
- Die Paraverbale Kommunikation spielt vor allem bei Telefonaten eine wichtige Rolle, weil das Gegenüber nur die Stimme hört.
Beim Erstkontakt mit einer anderen Person übermitteln wir 1/3 der Botschaften über die Stimme.
Insgesamt 80-90% der Kommunikation laufen über nonverbale Kanäle.
Unser Körper ist ständig in Bewegung und sendet ununterbrochen nonverbale Signale nach außen, selten sind wir uns dessen bewusst. Unsere Gegenüber empfängt diese und deutet sie.
Ein Beispiel: ein Mensch steht an der Bushaltestelle und starrt die ganze Zeit auf den Boden. Wir interpretieren aus diesem Verhalten: diese Person möchte nicht angesprochen werden.
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Der Inhalt ist die reine Information, die mit Hilfe der Worte mitgeteilt wird. Wie diese Mitteilung weitergegeben wird und wie sie beim Gegenüber ankommt, hängt stark von der Beziehung zwischen dem Sender und dem Empfänger ab.
Ein Beispiel: Eine Person sucht ihre Gießkanne. Sie vermutet, dass sie beim Nachbarn ist. Die Frage: „Haben Sie zufällig meine Gießkanne?“ kann in Abhängigkeit, wie die beiden Personen zueinander stehen, ob sie sich mögen oder nicht, wie unterschiedlich die Worte betont und körperlich unterstrichen werden, anders interpretiert werden: als neutrale Frage oder eventuell als Unterstellung, weil er sie sich früher schon einmal ungefragt „ausgeliehen“ hatte.
Können wir bewusster kommunizieren? Ja! Wir können uns Klarheit schaffen über grundlegende Haltungen dem Leben, anderen Menschen und uns selbst gegenüber. In der Kommunikation am Arbeitsplatz kommt es nicht nur darauf an, was wir sagen, sondern auch wie wir die Worte nonverbal untermalen. Oft hat die Körpersprache einer Person nichts mit der Angelegenheit zu tun, die gerade aktuell besprochen wurde. Auch Belastungen aus unseren Privatleben und die Stress verursachen, spielen in unserem Verhalten eine Rolle. Wenn den Teammitgliedern z.B. nicht bekannt ist, dass der/die KollegIn gerade eine schwierige familiäre Situation hat, können sie die nonverbalen Botschaften als Ablehnung, Wut, Ärger ihnen gegenüber wahrnehmen.
Eine bewusste und situationsadäquate Kommunikation kann uns beruflich, wie auch in anderen Lebensbereichen helfen, wichtige Themen mitzuteilen. Inhalte können unmissverständlich übermittelt und somit Konflikte vermieden werden.
Liebe LeserInnen, wir können üben, unsere Körpersignale besser zu lenken, überlegen, auf welche Art wir die Dinge aussprechen. Besonders in unangenehmen, herausfordernden Gesprächen können wir uns gut vorbereiten und währenddessen versuchen, die Körpersprache, die Mimik, die Stimme zu entspannen, um nicht ungewollte Signale zu versenden!
Falls Sie daran interessiert sind, an Ihren kommunikativen Fähigkeiten zu arbeiten, diese zu erweitern, zu üben und zu stärken, dann freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme im mcb! >>FEEDBACK>>
Literatur:
Samy Molcho: Körpersprache, Goldmann Taschenbuch, München 2013
Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden 1-4, Rowohlt Taschenbuch, Hamburg 2014
Martin Heß: Gut verhandelt- Strategien, Taktiken und Methoden für erfolgreiche Verhandlungsführung, Wiley VCH GmbH, Weinheim 2024
Paul Watzlawick: Menschliche Kommunikation- Formen, Störungen, Paradoxien, Huber-Verlag, Bern 2011
Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein, Piper Taschenbuch, München 2021