Beziehung trotz Distanz!?

Zu diesem Phänomen gibt es zwischenzeitlich einige wissenschaftliche Studien, die sich u. a. mit den Ursachen und Konsequenzen dieses Arrangements befassen.

Eine wesentliche Ursache bei der Entscheidung für oder gegen eine gemeinsame Wohnung nimmt die Familienplanung ein. Jüngere Paare, welche eine Familie gründen und gemeinsam Kinder großziehen möchten, schließen sich überwiegend dem traditionellen Familienmodell an und entscheiden sich für einen gemeinsamen Haushalt. Hingegen jene Paare, welche keine Kinder haben (wollen) bzw. die Kinder aus früheren Beziehungen bereits ausgezogen sind, entscheiden sich zunehmend für das LAT-Lebensmodell. Eine deutsche Studie zeigt, dass inzwischen jede/jeder Zehnte in Deutschland in einer festen Beziehung mit getrennten Wohnsitzen lebt. Darüber hinaus spielt auch die beruflich Perspektive eine entscheidende Rolle, denn manchen Paaren ist es aufgrund beruflicher Verpflichtungen gar nicht möglich, einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt zu führen.

Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien zeigen, dass diese Lebensform eine gute Möglichkeit bietet, um sich Freiräume und Autonomie innerhalb der Liebesbeziehung zu schaffen. Bei Personen mit getrennten Wohnsitzen zeigt sich vermehrt ein ausgeprägter Wunsch nach Unabhängigkeit. Grundlegend drängt sich in diesem Kontext natürlich die Frage auf, inwieweit sich jene Personen überhaupt auf andere einlassen können oder wollen? Asendorpf sagt „häufig sehen die Menschen, die eine LAT-Beziehung führen, in dem anderen einfach nicht den Partner fürs Leben“.

Gemäß der Studie von Asendorpf zeigen sich vor allem in der Beziehungsstabilität deutliche Unterschiede zwischen den beiden Lebensformen. Paare mit zwei Wohnsitzen trennen sich im Schnitt schneller als Paare, welche zusammen leben. Zudem entwickelt sich bei getrennt lebenden Paaren nicht jener Grad an Intimität und Nähe wie vergleichsweise bei Paaren, die sich alles teilen. Hingegen gestalten getrennt lebende PartnerInnen ihre gemeinsame Zeit aktiver, was darauf zurückzuführen ist, dass sich diese immer wieder verabreden müssen, um sich zu sehen.

Bei getrennt Lebenden ist das Gefühl, den anderen nicht unter „Kontrolle“ zu haben, stärker ausgeprägt, wodurch oftmals Eifersucht mit ins Spiel kommt. Unsicherheit und eifersüchtige Spekulationen können sich breitmachen. Beispielsweise, wenn PartnerInnen auf Whats App oder Facebook „online“ sind, jedoch nicht mit den eigenen PartnerInnen chatten. Oder die PartnerInnen telefonisch nicht erreichbar sind, obwohl sie auf diesen Plattformen „online“ sind. Schnell stellt sich in so einem Fall die Frage, mit wem er/sie gerade chatten mag? Die neuen Medien bieten hierfür einen perfekten Nährboden. Daher benötigt es besonders in einer LAT-Beziehung klare Absprachen, an die sich Beide halten müssen. Hilfreich sind Vereinbarungen über bestimmte Zeiträume, welche ausschließlich dem Paar vorbehalten sind, um sich zu sehen oder zu telefonieren. In der Zeit dazwischen besteht kein Anspruch auf die PartnerInnen, somit hat es auch keine Bedeutung, wenn man ihn/sie mal nicht erreicht. Diese Vorgehensweise stellt für PartnerInnen mit einem verstärkten Bedürfnis nach Nähe eine besondere Herausforderung dar.

So bietet sowohl das Leben in getrennten Wohnungen als auch in einem gemeinsamen Haushalt seine spezifischen Vor- und Nachteile. Unabhängig von der gewählten Lebensform ist es wichtig, den anderen an seinem Alltag teilhaben zu lassen. Gerade die Alltagsbanalitäten müssen unbedingt ausgetauscht werden, um ein Gefühl der Verbundenheit und Nähe zu schaffen. Geht man nicht in den regelmäßigen Austausch, ist die Gefahr sehr groß, dass man sich auseinanderentwickelt und sich mit der Zeit gar nichts mehr zu sagen hat.

Leben Sie in einem gemeinsamen oder getrennten Haushalt? Wie geht es Ihnen damit? Wie funktioniert Ihr partnerschaftlicher Austausch? Haben Sie noch Interesse an den Alltagsbanalitäten Ihres Partners bzw. Ihrer Partnerin?

Gerne können Sie diese oder ähnliche Fragen zu Ihrer Beziehung mit den MitarbeiterInnen des ´mcb Teams reflektieren. >>Feedback<<

 

Literatur:

Psychologie heute, 2014, Ausgabe 12

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