Traditionen stärken Familie und Freundschaften - Weshalb der Krampus den heiligen Nikolaus begleitet

Bereits im Kindergarten lernen wir die Geschichte des heiligen Nikolaus kennen. Braven Kindern bringt er nicht nur Nüsse und Mandarinen, es darf auch ein neues Gesellschafts- oder Videospiel sein. Der Nikolaus wird nicht nur von Engeln, sondern auch oft von einem zotteligen dunklen Gesellen, dem Krampus – auch als Kramperler, Partl oder Klaubauf bekannt, begleitet.

Der Krampus als Schreckgestalt ist im alpenländischen Raum ein Brauchtum der Adventzeit. In den letzten Jahren entwickelte sich der Krampuslauf in einigen Orten Tirols zu einer sehr aufwändigen und gern gesehenen Tradition. Große Krampusläufe finden inzwischen nicht nur Anfang Dezember, sondern bereits Ende November statt. Nach Einbruch der Dunkelheit jagen scharenweise Krampusse durch Dorfstraßen oder durch Fußgängerzonen der Altstadt. Der Brauch, unartige Kinder zu bestrafen, wurde zu einer Folklore-Show. Dieses Spiel zwischen Gut und Böse kennen wir alle seit unserer Kindheit. Mancher von uns sperrte sich wohl im Zimmer ein oder versuchte sich zu verstecken, wenn der „dunkle Geselle“ mit den Ketten rasselte. Da halfen dann weder der gute Zuspruch der Eltern oder Großeltern, noch das gütige Lächeln des heiligen Nikolaus. Immerhin steckt der Krampus doch unartige Kinder in seine „Krax´n“ oder bestraft sie mit der Rute.

Früher zogen Nikolaus und Krampus gemeinsam von Haus zu Haus und beschenkten die braven und bestraften die unartigen Kinder. Mit diesem gemeinsamen Auftreten wurde signalisiert, dass das Gute stets über das Böse siegt. Heutzutage ist der Krampus beim Hausbesuch eher seltener dabei. Die Kinder können den Krampus jedoch beim Krampuslauf in der sicheren Gegenwart der Eltern beobachten und erleben ihn deshalb als weniger bedrohlich. Manche Kinder können sich sogar an dem Spektakel erfreuen.

In allen Kulturen haben sich im Laufe der Zeit unterschiedlichste Bräuche herausgebildet, die bis in die Gegenwart weitergetragen und gepflegt werden. Nicht wenige dieser Traditionen haben religiöse  Wurzeln. „Riten und Bräuche geben dem Jahreslauf Konturen sowie eine symbolische Bedeutung von Religion und Welt“, so die Expertin Ursula Wisiak von der Med Uni Graz. Die Pflege gelebter Traditionen beeinflusst das familiäre Leben positiv, da es dadurch auch zu einem gemeinsamen Erleben kommt. „Traditionen stärken das Wir-Gefühl und es werden Werte und Normen weitergegeben. Man erlebt Liebe und Verantwortung, wodurch der Zusammenhalt einer Familie, aber auch Freundschaften gestärkt werden. Kinder erleben eine Einheit, die sie als Familie einzigartig macht und ihre Identität stärkt“.

Entwicklungspsychologen sehen im kindlichen Bildungsprozess auch eine Konstruktion von Weltbildern, bei der Traditionen eine wichtige Rolle spielen, weil Brauchtum und Tradition und damit das Wissen um die Kultur und ihre Pflege an die nächste Generation weitergegeben werden. In Anlehnung an Ergebnisse der Resilienzforschung (Erforschung der psychischen Widerstandsfähigkeit) kann das Feiern eines traditionellen Tages ein wichtiger Beitrag sein. „Hier erleben Kinder die emotionale Präsenz der Eltern oder anderer wichtiger Bezugspersonen, die sie unterstützen, ihnen gegenüber zuverlässig sind, sie akzeptieren und achten“, beschreibt Ursula Wisiak.

Dennoch kommt es auch heute gelegentlich vor, dass kleinen Kindern mit Sprüchen wie: „Wenn du nicht brav bist, kommt der Krampus und nicht der Nikolaus zu dir!“, o. Ä. gedroht wird, damit sie sich wieder brav und angepasst verhalten. Aus pädagogischer und psychologischer Sicht ist diese erzieherische Maßnahme weder sinnvoll noch angemessen, da das Kind unnötigerweise geängstigt oder beunruhigt wird. Darüber hinaus ist es für Kinder schwierig, einen Zusammenhang zwischen ihrem Fehlverhalten während des Jahres und der Sanktionierung durch den Krampus herzustellen.

In diesem Sinne sollten wir Erwachsenen gut überlegen wie wir das Nikolausfest für unsere Kinder gestalten wollen. Denn der Nikolausabend sollte doch für die ganze Familie ein freudiges Ereignis sein, an welchem die Kinder vom Nikolaus mit Geschenken belohnt werden und die Erwachsenen im Kreise von Familie und Freunden einen gemütlichen Abend mit Glühwein und Kastanien genießen können.


Wir, das Team von ´mcb, wünschen Ihnen einen „schaurig – schönen“ Krampustag und einen friedvollen und vor allem gemütlichen Nikolaustag. >>Feedback<<

Quellen und auch zum Weiterlesen:
https://www.medunigraz.at/neues/detail/news/krampus-kein-erziehungshelfer/
https://de.wikipedia.org/wiki/Krampus
http://www.adventzeit.com/geschichten/wie-der-krampus-zum-hl-nikolaus-kam
http://www.nikolaus.nl/krampus/

 

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