Essen als Stresskiller!?

Dabei werden nach M. Macht und K. Herber (Dipl. PsychologInnen der Universität Würzburg) zwei Gruppierungen unterschieden: Jene, die bei Stress den Appetit verlieren - evolutionsgeschichtlich gesehen wird dieses Phänomen insofern erklärbar, als der Körper Energie zur Verfügung stellt, um eine Flucht-oder-Kampf-Reaktion zu ermöglichen. Dies wäre mit vollem Magen nicht vereinbar. Demzufolge wird der Appetit gedrosselt, der Stress schlägt sozusagen auf den Magen. Und dann gibt es noch die Anderen, die in Stresssituationen einen deutlich gesteigerten Appetit verspüren und versuchen, den Stress mit Nahrungsmittel/Essen zu bekämpfen. Erklärbar wird dieses Verhalten, dass Essen den Angstlevel reduziert, wie verschiedene Experimente zeigen.

Wenn Essen als einziges Regulativ für unangenehme Gefühle wie etwa Enttäuschung, Ärger, Trauer, Einsamkeit oder Anspannung herangezogen wird, bekommt das Thema einen hohen Stellenwert und die Gefahr ist groß, dass die Folgen weit über ein bisschen „Kummerspeck“ hinausgehen. Eine Abwärtsspirale „Essen – Gewichtszunahme – Frustration - unangenehmes Gefühl – Essen“ wird in Gang gesetzt, und diese zu unterbrechen gestaltet sich zunehmend schwieriger. So kann diese Art der Bewältigung nicht nur zu Fehlernährung und Übergewicht, sondern auch zu einer schweren Belastung der Psyche führen.

Schokolade, Chips und ähnliche Tröster können zwar in stressigen Situationen tatsächlich stimmungsaufhellend wirken, wodurch sie für eine kurze Zeit unangenehme Gefühle überdecken. Doch die Grundproblematik an sich wird durch dieses Essverhalten nicht verändert, weshalb auf längere Sicht keine Besserung der Problematik zu erwarten ist. Wer also beispielsweise auf Ärger mit seiner Chefin/seinem Chef, der Ehepartnerin/dem Ehepartner oder mit den Kindern immer wieder mit dem Griff zur Schokolade reagiert, anstatt die Probleme anzusprechen und zu lösen, bleibt in der jeweiligen Situation gefangen. Deshalb ist es wichtig, die Bedürfnisse hinter den Gefühlen zu verbalisieren.

 

Dazu kann es hilfreich sein, folgende Punkte zu beachten, um sich seiner Essgewohnheiten und deren Auslöser bewusst zu werden und diese zu unterbrechen:

 

  1. Entdecken Sie die emotionalen Auslöser!

    Essen Sie häufig ohne darüber nachzudenken oder hungrig zu sein? Die erste wichtige Frage dabei lautet: „Was verbinden Sie mit welchem Nahrungsmittel?“

    Gefühle, Orte, Menschen und Ereignisse können emotionale Auslöser für das Essverhalten sein. So kann etwa ein Eis mit Erinnerungen an die Kindheit, an Urlaub, Sonne und Meer verknüpft sein. An eine Zeit, die mit Entspannung, Wärme und Wohlgefühl einhergeht. In Situationen, in welchen diese Gefühle fehlen, kann anstatt dessen unbewusst zu Eis gegriffen werden. Um ein bestimmtes Essverhalten verändern zu können, sollten genau solche emotionalen Auslöser identifiziert werden.

  1. Unterbrechen Sie unerwünschtes Verhalten!

    Haben Sie Ihre emotionalen Auslöser gefunden, dann lassen Sie im Umgang mit diesen Auslösern Achtsamkeit walten. Orte und Ereignisse können für eine gewisse Zeit gemieden werden. Menschen, die als emotionale Auslöser dienen, holt man am besten mit ins Boot und bittet sie um ihre Unterstützung.

    Das unerwünschte Essverhalten kann insofern unterbrochen werden, indem beispielsweise Süßigkeiten aus der Wohnung entfernt werden. Somit besteht nicht die Gefahr, diese zu verzehren, wenn ein Bedürfnis unbefriedigt erscheint.

     

  2. Probieren Sie etwas Neues aus!

    Erarbeiten Sie neue Handlungsweisen. Anstatt zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen und aus einem Gefühl der Einsamkeit heraus Chips zu essen, könnten Sie sich alternativ mit einer Freundin oder einem Freund verabreden oder eine Runde um den Häuserblock laufen.

     

  3. Verankern Sie das Verhalten!

    Die neuen Handlungsalternativen sollten regelmäßig geübt werden. Darüber hinaus ist es hilfreich, sich auch seinen Glaubenssätzen zu widmen. Dabei könnten Sie beobachten, dass es Glaubenssätze gibt, welche altes Verhalten begünstigt bzw. Neues hemmt. Möglicherweise benötigt es eine Ergänzung der eigenen Glaubenssätze, um Ihr Vorhaben auf den Weg zu bringen.

 

Vermutlich wird es auf dem Weg der Veränderung Rückschläge geben, die zu bewältigen sind und als wichtiger Teil der Entwicklung zu sehen sind. Wenn Sie sich diesem Thema zuwenden möchten, und der Ansicht sind, dass Ihnen außenstehende Unterstützung guttun könnte, dann vereinbaren Sie einen Termin bei uns im ´mcb. Wir begleiten Sie gerne auf diesem Weg. >>Feedback<<

 

Weiterführende Literatur

D. Knopf. (2016). „Müdigkeit macht hungrig.“ In: Psychologie Heute compact. (Heft 44). S. 36 – 37

E. Tenzer. (2016). „Ich hab Stress: Ich muss was essen.“ In: Psychologie Heute compact. (Heft 44). S. 14 – 19

https://www.marathonfitness.de/frustessen-ueberwinden/

 

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