Sehnsucht nach einem dicken Fell!?

 reagieren und/oder persönlich zu nehmen?

Häufig ist diese Sehnsucht mit der Vorstellung verbunden, dass ein dickeres Fell die Wucht von kleinen und größeren Kränkungen des Lebens mildern könnte. Gekoppelt mit der Hoffnung, schwierige Situationen, Enttäuschungen, Verluste und Schmerzen souveräner ertragen zu können. Doch, wenn uns Verletzungen überhaupt nichts mehr ausmachen würden, könnten wir dann tatsächlich souveräner oder doch eher abgestumpft bzw. gefühllos wirken?

Fakt ist, dass wir auch mit Hilfe eines dickeren Fells nicht verhindern können, dass sich andere Menschen uns gegenüber unfair verhalten, Druck machen, uns im Stich lassen oder uns mit ihrem Verhalten nerven. Ein dickeres Fell stellt auch keine Schutzmauer dar, die verhindert, dass wir uns von der Außenwelt gestresst fühlen. Jedoch bietet es den Vorteil mit Kritik, Anfeindung, Ignoranz und Stress anders umzugehen. Das bedeutet, dass es vor allem von unserer Haltung abhängt, wie wir den Herausforderungen, die uns das Leben serviert, begegnen und diese innerlich verarbeiten.

Deshalb stellt sich nun die Frage, wie man seine Einstellung verändern und unempfindlicher auf Sticheleien und Stress reagieren kann? Primär ist es wichtig, sich auf Hilfreiches, Brauchbares und Angenehmes zu konzentrieren, um auch während turbulenter Zeiten die eigene Stärke zu spüren. Folgende Fragen könnten dabei hilfreich sein:

  • Inwieweit bringt mich das, was mich nervt, ärgert oder stresst, weiter?

  • Was kann ich daraus lernen?

  • Was kann ich bei diesem Problem trainieren oder üben?

  • Welche zu hohen Erwartungen kann ich endlich loslassen?

  • Was gibt mir jetzt Kraft?

  • Welche Gedanken beruhigen oder trösten mich?

Sekundär können nachfolgend angeführte Strategien unterstützend wirken, um wieder zu der inneren Mitte zu finden, von der aus man besonnener und entschlossener handeln könnte.

  1. Gewinnen Sie Abstand und treten Sie ein paar Schritte zurück – räumlich und mental. Verlassen Sie den Raum, gehen Sie auf die Toilette, machen Sie ein paar Schritte an der frischen Luft und nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge, bevor Sie wieder in das schwierige Gespräch zurückgehen. Ist physischer Abstand nicht möglich, gehen Sie innerlich auf Distanz und betrachten Sie die Situation gedanklich aus der Vogelperspektive oder aus sicherer Entfernung, bspw. vom anderen Flussufer aus. Die Alltagsturbulenzen auf diese Weise an sich vorbeiziehen zu lassen, kann sehr entlastend sein.

  2. Stellen Sie Ihre eigenen Überzeugungen in Frage, denn die Auswirkung des Verhaltens der anderen hat weniger mit deren Absichten, sondern mehr mit den eigenen Interpretationen zu tun. Bspw. entsteht eine Kränkung, die man empfindet, aufgrund der eigenen Überzeugung. Um die eigenen Gedanken in Frage zu stellen, rät die amerikanische Bestsellerautorin Byron Katie, die eigene Überzeugung aufzuschreiben und sich zu fragen: „Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist, dass z. B. dein Partner dir nicht zuhört? Wenn ja, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst? Wie fühlst du dich dann, bspw. gestresst? Wie behandelst du infolge deinen Partner, bspw. ignorierend? Wie würde es dir ohne diesen Gedanken gehen?“

  3. Senken Sie Ihre Erwartungshaltung, um mögliche Kränkungsgefühle zu reduzieren. Es ist wichtig, seine Wünsche kundzutun, jedoch gilt es auch zu beachten, dass andere nicht immer auf unsere Wünsche eingehen und diese erfüllen werden. Deren Interessen könnten anders gelagert oder der Zeitpunkt für sie nicht passend gewählt sein. Anstatt sich beleidigt zu zeigen, könnte an einer alternativen Lösung gearbeitet werden, bspw. gesunde Kompromisse mit der Wunschperson zu finden oder bestimmte Unternehmungen mit Gleichgesinnten zu planen. Dadurch können Sie Abstand zwischen dem Stressor und Ihrem Erleben schaffen und sich sozusagen „dickfelliger“ fühlen.

  4. Begegnen Sie den Herausforderungen des Alltags mit Hilfe buddhistischer Grundprinzipien der Gelassenheit. Wahrnehmen, was gerade geschieht, ohne es sofort zu bewerten; Annehmen, was ist, ohne es zu schmälern oder zu vergrößern; Erkennen, dass nur ein Teil von Ihnen verwundet wurde oder sich hilflos fühlt; Es kann hilfreich sein, sich zusätzlich die Frage zu stellen: „Wie werde ich über dieses Ereignis in 5 Jahren denken?“

     

Ein dickeres Fell schützt uns nicht vor Verletzungen, aber es schützt unsere vorhandenen Ressourcen, unsere (Lebens-)Energie und unsere mentale Stärke. Somit können wir mit zukünftigen Herausforderungen ein wenig gelassener umgehen und kritische Situationen weniger persönlich nehmen. >>Feedback<<

Ihr ´mcb Team

 

Weiterführende Literatur:

Schönberger, Birgit (2016): Drüber stehen. In: Psychologie Heute. Juni 2016. S. 18 – 22. Weinheim: Beltz GmbH.

Katie, Byron (2017): The Work. Verfügbar unter: http://thework.com/sites/thework/deutsch/ (Stand 28.08.2017).

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