Könnte ich doch bloß in die Zukunft schauen!

„Wie soll ich mich bloß entscheiden?“ löst oftmals langwierige Gedankenkreisläufe aus. Für und Wider werden abgewogen, miteinander verglichen und Optionen durchdacht. Wenn wir beispielsweise eine Entscheidung treffen, die unsere Beziehungssituation betrifft, dann taucht sehr oft die Frage auf, welche Frau welcher Mann letztendlich „Mrs. oder Mr. Right-Potential“ hätte. PartnerIn A, die/der aufmerksam zuhört und einen zuvorkommenden Charakter hat oder aber PartnerIn B, die/der außerordentlich sportlich ist und ähnliche Hobbies und Vorlieben hat wie wir. …Die Wohnung in der Stadt oder das Häuschen auf dem Land, diese Ausbildung oder jene berufliche Weiterbildung, Job wechseln oder bleiben, Diesel- oder Elektroauto … diese Liste ließe sich unendlich lange fortsetzten. Unterschiedliche Bilder und Optionen kreisen in unseren Köpfen und ein Gefühlschaos entsteht, weil wir in der Gegenwart nicht genau wissen, was für unsere Zukunft die wirklich   r i c h t i g e   Entscheidung ist. 

Entscheidungsdilemmata kennen wir alle nur zu gut, unabhängig davon, ob es sich um scheinbar unwichtige oder nebensächliche Alltagsentscheidungen handelt oder um große richtungsweisende Lebensentscheidungen. Und die Krux daran ist, dass die zukünftige Entwicklung IMMER eine unbekannte Variable bleibt und letztendlich jede Entscheidung ein Risikopotential in sich birgt. Niemand kann im Vorhinein mit Bestimmtheit wissen welche Wahl die bessere Variante ist, auch wenn Vor- und Nachteile und zu erwartenden Auswirkungen miteinander verglichen und abgewogen werden können. 
Natürlich versuchen wir einen klaren Kopf zu bekommen und über mögliche Optionen und Möglichkeiten nachzudenken. Doch sehr oft wird es nicht leichter, wir werden dabei mit weiteren „Einflussquellen“ bzw. „EinflüsterInnen“ konfrontiert, die es gut mit uns meinen: Eltern, Freunde, Familie, Medien, Vorbilder etc. Alle haben für uns einen gut gemeinten Rat parat, stellen dabei aber auch neue Erwartungen an uns oder zeigen uns Optionen, die auf den ersten Blick richtig verführerisch klingen: Die Eltern, denen wir schon immer alles rechtmachen wollten, wünschen sich ein erfolgreiches Kind mit einem angesehenen Uni-Abschluss; die Mutter, die sich unbedingt zwei Enkelkinder wünscht und Empfehlungen abgibt, nicht zu lange mit der Familiengründung zu warten;  die Werbung, die uns mit manipulativen Bildern von glücklichen und erfolgreichen Menschen konfrontiert und uns vermittelt, dass alle Ziele spielend und federleicht erreichbar sind. Und im Nu vergessen wir unsere Überlegungen, verlieren manchmal unsere Bedürfnisse aus den Augen und unsere Vorstellungen machen Platz für Lebensziele, die letztendlich nicht unsere eigenen primären Wunschentscheidungen sind. 

Wenn wir in solchen Entscheidungsprozessen bewusst einmal innehalten und hinterfragen würden, wie wir zu unseren Entscheidungen kommen, wäre das besonders hilfreich. Die meisten Entscheidungen laufen unbewusst ab und wir treffen am Tag circa 20000! Blitzentscheidungen. Viele davon sind freilich belanglos, wobei auch bei „Mini-Entscheidungen“ unzählige Faktoren wie Gesundheit, Geld, Status, Zeit etc. eine Rolle spielen. 

Wenn wir das Gefühl haben, dass die Umsetzung möglicher Veränderungsentscheidungen blockiert wird, weil das Geld, die Zeit, eine Partnerin/ein Partner fehlt, verharren wir sehr oft im Status quo. In derartigen Situationen sind wir anfällig für Manipulationen, denn dann sind wir unklar, wissen nicht was wir tun sollen, bewegen uns ständig zwischen den Möglichkeiten hin und her und sehen nur noch ein Entweder-oder. Kopf und Herz stehen sich „feindlich“ gegenüber, pragmatische Überlegungen stehen in Konkurrenz zu Emotionen und Erfahrungen. In solchen Situationen verlieren wir unsere Bedürfnisse und Ziele aus den Augen, manchmal erkennen wir sie nicht, ignorieren sie sogar bewusst und positionieren uns auch nicht. Um aber stimmige Entscheidungen treffen zu können, helfen alle Erfahrungen, die wir aus diversen Entscheidungsprozessen auf unserem Lebensweg gewonnen haben, gute und schlechte. Oftmals stellen sich sogenannte Fehlentscheidungen im Nachhinein als richtig wertvoll heraus, da uns die Bewältigung der Konsequenzen und Auswirkungen für künftige Abwägungen Sicherheit vermittelt und persönliches Wachstum fördert. Wir werden mutiger, trauen uns mehr zu und der Selbstwert steigt. Daher gilt die Regel: Kopf, Bauch und Herz in einem ausgewogenen Verhältnis zusammenzubringen. Das bedeutet, je neutraler man an Fragestellungen herangeht, indem man pragmatische und emotionale bzw. intuitive Gesichtspunkte miteinfließen lässt und sie in der Komplexität betrachtet, desto besser können sie gelöst werden. Die schlechtesten Entscheidungen sind die, die einseitig getroffen werden. Der Kopf kann nicht für das Herz entscheiden und auch nicht umgekehrt. Der Bauch bringt sozusagen am Ende das zusammen, was vom Kopf und vom Herz vorgegeben wird und was sich aus Wünschen, Erfahrungen und dem Wissen herauskristallisiert und zusammenfügt. Rationale Entscheidungen gibt es im eigentlichen Sinn nicht. Selbst hinter vermeintlichen Kopfentscheidungen stecken Gefühle, die Einfluss auf vermeintlich pragmatische Gesichtspunkte haben.

Liebe LeserInnen, wenn auch Sie gerade das Gefühl haben in einer „Entweder-oder-Situation“ festzustecken, ein Entscheidungsdilemma befürchten oder einfach mehr über Ihre Emotionen bzw.  Gefühlsgrundlagen bei Entscheidungssituationen erfahren möchten, freuen wir uns über Ihre Entscheidung zur Kontaktaufnahme. ;-) >>Feedback<<

Ihr ´mcb Team 

 

 

Literatur:
H.R. & Fischer, K. (2010Die Psychologie der Entscheidung. Spektrum.
Sher, B. (2011). Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste was ich will. Dtv 
Jungermann, H. Pfister, Ressel, H. (2004) Was ich wirklich will. Fischer Verlag
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/06/Entscheidungen
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/entscheidungen_die_wahl_zwischen_alternativen/index.html
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/entscheidungen_die_wahl_zwischen_alternativen/pwieratamptatwieentscheidetmansichrichtig100.html

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