Tapetenwechsel

Urlaub sorgt für Vorfreude und allein beim Gedanken an die unterschiedlichsten Urlaubsdestinationen stellt sich bei vielen Menschen das Urlaubsfeeling ein. Doch was macht einen gelungenen Urlaub aus und kann das Urlaubs- und Entspannungsgefühl tatsächlich konserviert werden? 
Zuerst einmal ist der Urlaub ein wichtiger Aspekt zur Erholung und Regeneration von Arbeits- und Lebensstress, regelmäßige Auszeiten sind gut für Körper und Seele, machen uns fitter für den Alltag und erhöhen unseren Energielevel. 

Doch welche Aspekte sind laut Expert:innen wesentlich, um  den Regenerationsprozess von Körper und Psyche besonders zu fördern?

Echte Begegnungen: 
Das Glücksgefühl im Urlaub steigt, wenn wir Nähe zu anderen Menschen erleben und mit ihnen schöne, entspannte Momente verbringen können. Ob wir den Urlaub mit unseren Partner:innen, der Familie oder engen Freund:innen verbringen, ist dabei nicht ausschlaggebend. Hier geht es um Momente, die uns berühren – körperlich und emotional. Eine Umarmung von lieben Menschen, Händchenhalten, der echte und erlebte Kontakt und das Gefühl von Gemeinschaft treiben das Stimmungsbarometer in die Höhe, weil die Produktion des Bindungshormons Oxytocin steigt und der Cortisol-Spiegel sinkt. 

Bewegungseinheiten: 
Sportliche Aktivitäten und regelmäßige Bewegungseinheiten im Urlaub fördern den Erholungseffekt zusätzlich, sie sind echte Stresskiller und verstärken das Glücksgefühl im Urlaub. Durch die Bewegung wird einerseits die körperliche Stressregulation angeregt, Glücksbotenstoffe vermehrt ausgeschüttet und das Stresshormon Cortisol schneller abgebaut. Darüber hinaus fördert körperliche Bewegung auch die Möglichkeit, Gedanken zu sortieren, Spannungen abzubauen und den Kopf frei zu bekommen.  

In der Ruhe liegt die Kraft:
Wer wirkliche Erholung sucht, sollte sein Feriendomizil gut wählen. Urlaub in der Natur oder an ruhigeren Orten sorgt für mehr Entspannung, als eine Städtereise. Der Stress und die Hektik des Alltags geraten in einer naturnahen Umgebung viel schneller in Vergessenheit, denn unsere Sinne können sich erholen und wir dadurch besser abschalten. 

Einmal ist keinmal:
Ein einziger langer Urlaub während des Jahres ist laut Wissenschaftler:innen zu wenig. Wir sollten auch noch kürzere Auszeiten einplanen, um gut für das Arbeitsjahr gerüstet zu sein. Darüber hinaus, so das Forschungsergebnis, erholen wir uns am besten, wenn wir mehrere Bedürfnisse unter einen Hut bekommen und einen Mix aus Entspannung und Aktivität einplanen. Nicht nur der Zeitfaktor ist ausschlaggebend für einen optimalen Erholungseffekt, sondern der Qualitätsfaktor - und der wird daran gemessen, wie wir uns in der Auszeit fühlen. Können wir abschalten und die Seele baumeln lassen? Sind wir mit unserem Leben generell zufrieden? Oder haben wir auch Probleme, die sich über das Jahr angesammelt haben, „aus Versehen“ in den Urlaub mitgebracht? Sollte das passieren, dann nicht verzweifeln, sondern handeln. Nutzen Sie das Urlaubsambiente, den so genannten Tapetenwechsel und die freien Zeiteinheiten für entspannte Gespräche über Probleme, die vielleicht ein paar Hundert Kilometer von der Heimat gar nicht mehr so belastend sind. Die Distanz hilft sehr oft dabei, jene Klarheit zu gewinnen, die uns in der Alltagsturbulenz oft fehlt, bei der Problembewältigung aber sehr hilfreich ist. 

Und zu guter Letzt, für alle, die schon einmal in die Falle getappt sind und trotz Planung und guter Vorbereitung einen urlaubstechnischen Reinfall erlebt haben. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass zu hohe Erwartungen und zu genaue Pläne manchmal genau das verhindern, was wir so dringend bräuchten – Urlaubsfeeling, Leichtigkeit und ein wenig Tagträumerei. Vielleicht hat ja das geklappt, obwohl der Urlaub sonst nicht alle Erwartungen erfüllt hat? 

Kann die Urlaubslaune konserviert werden? 
Um den Erholungseffekt auszudehnen, sollten wir schon vor dem Urlaub ein oder zwei Punkte für die Rückkehr nach dem Urlaub berücksichtigen. Der Einstieg in den Arbeitsalltag sollte möglichst stressfrei gestaltet werden und der Start in den Familienalltag gut durchdacht, um nicht zu schnell in der Alltagsroutine zu landen. Ein Treffen mit Freund:innen, um die Highlights des Urlaubs noch einmal Revue passieren zu lassen, ein gemeinsamer Abend als Paar nach dem Familienurlaub, um ein wenig Zweisamkeit zu genießen oder ein Spaziergang alleine, um sich für den Alltag zu sammeln...all das und noch viel mehr könnten wir vor der Rückkehr in den Alltag einplanen. Und für all jene, die in den Arbeitsalltag starten, hilft vielleicht die Aussicht auf einen kleinen Plausch mit den Kolleg:innen, ein aufgeräumter Schreibtisch und ein moderater Terminplan für den ersten Tag.  Und wenn dann ein wichtiger Arbeitstermin erst am nächsten oder übernächsten Tag stattfinden könnte, würde das den Einstieg auch noch erleichtern, oder? 

Natürlich könnte es auch sein, dass uns der Arbeitsalltag ein Schnippchen schlägt und wir diese Möglichkeiten nicht haben – dann macht es Sinn, die nächste Auszeit nicht erst in einem halben Jahr einzuplanen, denn auch Kurzurlaube sind ein toller Tapetenwechsel, oder? ;-)


Liebe Leser:innen, wir wünschen schöne und entspannte Sommerwochen, Urlaubsfeeling, Lachen und Mee(h)r und freuen uns auf ein Wiedersehen nach Ihrem Urlaub! <<mcb@tirol-kliniken.at


Ihr mcb Team 


Literaturliste: 
Psychologie Heute Mai 22: Schönberger, Birgit: Richtig Urlaub machen
Psychologie Heute August 17: Weidt, Birgit: Dahin fahren wo man sich selbst noch nicht kennt
Geist und Gehirn: Retzbach Joachim: Warum Urlaub alleine nicht glücklich macht
“Vacation from work as prototypical recovery opportunity“ (PDF-Datei) Zugriff Mai 23

 

Aktueller Newsletter